Die ersten 94 Kinder sowie Mütter mit Kleinkindern, Dolmetscherinnen und eine Ärztin aus Weißrussland trafen am Donnerstag auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen ein, wie Projektkoordinator Lars-Torsten Nolte dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Sie reisten umgehend weiter in die Landkreise Osnabrück und Diepholz sowie in die Region Hannover. Dort sind sie jeweils zu zweit in Familien untergebracht, um sich vier Wochen lang zu erholen.
Die Kinder kommen aus dem Gebiet Gomel im Süden Weißrusslands, das in der Nähe des Unglücksreaktors von 1986 liegt. Die Menschen dort litten weiter unter den gesundheitlichen Folgen der Katastrophe, sagte Nolte. Vor allem über die Nahrungskette gelangten die zum Teil langlebigen radioaktiven Substanzen in den menschlichen Körper, und auch die anhaltende Niedrigstrahlung schädige das Erbgut. Beides könne zu Krebserkrankungen führen.
Neben den Gastfamilien beteiligen sich laut Nolte inzwischen auch viele andere Menschen an der Ferienaktion. So spendierten Schuhhändler den weißrussischen Kindern Schuhe. Augenärzte böten kostenlose Behandlungen an und schenkten ihnen wenn nötig eine Brille. Die Feuerwehr führe ihre Geräte vor, und Vereine organisierten Ausflüge oder Aktionen wie Ponyreiten. Neben der gesundheitlichen Erholung nähmen die Kinder das Gefühl mit nach Hause, vier unbeschwerte Wochen in Deutschland erlebt zu haben.
Seit 1991 sind auf Einladung der Landeskirche mehr als 28.000 Menschen aus der Region zur Erholung nach Niedersachsen gereist. Die Kinder sind diesmal in insgesamt in 17 Kirchenkreisen zu Gast. Der Aufenthalt in gesunder Umwelt bei guter Ernährung könne die radioaktive Belastung der Kinder bis um die Hälfte reduzieren, hieß es. Insgesamt läuft die Ferienaktion bis zum 1. August. Bereits am Donnerstagnachmittag sollte ein zweites Flugzeug aus Weißrussland landen. Am 4. Juli treffen dann weitere Gruppen ein.