Renovierung der Regensburger Dreieinigkeitskirche
© epd-bild/Stefan Kiefer
Die Regensburger Dreieinigkeitskirche war fünf Jahre lang (bis 2013) schon einmal eine Großbaustelle. Nun ist sie es erneut.
Mit Dübeln gegen Deckenschaden
Regensburgs historische Dreieinigkeitskirche bleibt vorerst bis Ostern 2020 geschlossen
Regensburgs größtes evangelisches Baudenkmal wird neusten Untersuchungen zufolge noch bis Frühjahr 2020 geschlossen bleiben. Unterdessen scheint eine Technik gefunden, wie die schadhafte Decke repariert werden kann.
08.04.2019
epd
Gabriele Ingenthron

Ein schwarzer Talar hängt in Plastik gehüllt an der Wand. Auf dem Tisch liegen Probeschnitte der historischen, aber schadhaften Decke: Die Sakristei der Regensburger Dreieinigkeitskirche sieht derzeit aus wie ein Versuchslabor, nicht wie ein Aufbewahrungsort für liturgische Geräte und Paramente. Im September vergangenen Jahres war großflächig Putz vom Deckengewölbe in den Altarraum gebrochen, die fast 400 Jahre alte, erste Bürgerkirche Süddeutschlands musste geschlossen werden. Seitdem fehlt den Evangelischen in der Stadt ihre geistliche und emotionale Mitte.

Mit hoher Anspannung ist in den vergangenen Monaten deshalb nach einer Lösung des Problems gesucht worden. Erschwerender Umstand ist die Historizität des Kirchengebäudes: In der 1631 eingeweihten Kirche existiert ein spezieller Deckenaufbau. Die alten Meister hatten eine Art Kalkputz auf dem mit Lehm verputzten Deckengewölbe aufgetragen. Diese beiden Schichten aus Kalk und Lehm haben sich an einigen, noch nicht exakt lokalisierten Stellen der Decke gelöst. Ein Schaden, der auch in anderen Kirchen mit diesem Deckenaufbau aufgetreten ist. Eine Folge des Klimawandels, dachte man.

Endlich eine Lösung gefunden

Nach jüngsten Untersuchungen scheint nun eine Technik gefunden zu sein, wie Kalk- und Lehmputz aneinander haften bleiben können, erklärt Martin Schulte, Pfarrer der Dreieinigkeitskirche. Derzeit würden zwei Verfahren erprobt, um die schadhaften Stellen zu reparieren. Zum einen arbeite man mit Dübeln, um die beiden Schichten stabil miteinander zu verbinden. Zum anderen würden Lehm- und Kalkputz mit Kleber "hinterspritzt", wie es im Fachjargon heißt.

Auch wenn die gesamte Decke mehr oder weniger vom Schaden betroffen ist: Eine komplette Erneuerung sei damit vom Tisch. "Nach derzeitigem Forschungsstand sind sämtliche Techniken, die jetzt angewendet würden, so aufgebaut, dass sie keine Gefahr für Leib und Leben verursachten", erklärt Schulte. Außerdem könne der historische Bestand des alten Deckengewölbes damit erhalten und geschützt bleiben: "Man spart sich dadurch auch die mühsame Aufgabe, ein völlig neues Konzept für die Kirchendecke zu entwickeln. Das wäre eine Reise ins Ungewisse."

Pfarrer Martin Schulte in der Dreieinigkeitskirche in Regensburg auf dem Gerüst im Jahr 2011.

Unklar war zunächst die Ursache der Deckenablösung, klimatische Bedingungen wurden für möglich gehalten. Wie sich nun erwiesen hat, handelt es sich laut Experten des Landesamts für Denkmalpflege um "ein systemimmanentes Problem", das zum Aufbau der Decke gehöre, und das sich immer wiederholen könne, weil die beiden Putzformen unterschiedlich aushärteten und sich voneinander lösten. Bereits im 19. und in der Mitte des 20. Jahrhunderts sei es zu ähnlichen Problemen gekommen, hätten Archivrecherchen ergeben. Der Klimawandel könne "als verschärfendes, aber nicht als einziges Motiv" angesehen werden, sagt Schulte.

Als Folge der Sanierung kann der ursprünglich angedachte Zeitplan nicht gehalten werden. Schulte nennt es "illusorisch" davon auszugehen, den allseits beliebten Weihnachtsgottesdienst in der Dreieinigkeitskirche abhalten zu können. "Wir werden damit rechnen müssen, dass wir bis Anfang 2020 brauchen, um dann vielleicht Karfreitag oder Ostern in der Kirche feiern zu können."

Sorgen bereiten der Kirchengemeinde noch die Sanierungskosten von geschätzt einer Million Euro. Zwar könne die Maßnahme noch in die Endphase der Innenrenovierung integriert werden - mit der Folge, dass sowohl das Landesamt für Denkmalpflege als auch die Landeskirche große Anteile beisteuern würden. Trotzdem kämen "erhebliche Mittel und Eigenleistungen" auf Gemeinde und Gesamtkirchengemeinde zu.

Der Pfarrer und Hausherr der Kirche will nun alle Erträge, die durch den Turmaufstieg erwirtschaftet werden, eins zu eins in den Bauunterhalt fließen lassen. Die beliebten Turmbesichtigungen, die einen Blick über die gesamte Altstadt ermöglichen, könnten nämlich trotz Baustelle aufrechterhalten werden. Derzeit würden noch einige Treppenstufen repariert, aber ab dem Himmelfahrtstag (30. Mai) könne der Turm wieder bestiegen werden.