Bonhoeffers Lebenswerk sei zu einem der stärksten theologischen Impulse geworden, die aus dem vergangenen Jahrhundert in unsere Gegenwart hinüberwirken, schreibt Huber in seinem neuen Buch "Dietrich Bonhoeffer. Auf dem Weg zur Freiheit", das am Donnerstag im Münchner Verlag C.H. Beck erschienen ist. Bonhoeffers Einsatz im Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur habe viele Menschen weltweit zu Widerständigkeit und politischem Engagement ermutigt.
Huber beschreibt in seinem Buch die Wechselwirkungen zwischen Leben und Denken Bonhoeffers. "In der Beschäftigung mit dem Denken Bonhoeffers habe ich die Erfahrung gemacht, dass seine großen Themen gerade dann zu leuchten beginnen, wenn sie in seiner Lebensgeschichte verortet werden", schreibt der Berliner Altbischof und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Frage des politischen Widerstands, die Verantwortung für den Frieden und die öffentliche Rolle der Kirche - dies sind nach Hubers Auffassung Bonhoeffers wichtigste Themen. Und so arbeitet er in seinem Buch dessen Wirken nicht chronologisch auf, sondern widmet sich in thematischen Einheiten Bonhoeffers Leben und Werk. Die Einheit von Lebensgeschichte und Denkweg, von Theologie und Biografie fasziniere bis heute, schreibt Huber.
Wegweisender theologischer Denker
Huber zeichnet Bonhoeffer als wegweisenden theologischen Denker, dessen Werk zu Lebzeiten unvollendet blieb und erst posthum Bekanntheit erlangte. Der Altbischof war mitverantwortlich für die Herausgabe der Neuauflage von Bonhoeffers gesammelten Schriften. Huber ist nicht nur ein Kenner, sondern zugleich auch ein Verehrer Bonhoeffers.
Es ist Bonhoeffers Schicksal und sein berühmtestes Gedicht "Von guten Mächten", das ihn über die Sphären der Theologie hinaus bekanntgemacht hat. Und so wird Bonhoeffer von Huber sofort zu Beginn des Buches als "Märtyrer" eingeführt, der für seine Glaubensüberzeugung gestorben ist.
1906 in Breslau geboren, entwickelt sich Bonhoeffer mit Anfang 20 als theologischer Überflieger. Er kritisiert das nationalsozialistische Regime von Anfang an für dessen Rassenpolitik, wird Mitglied der Bekennenden Kirche, die sich gegen die Hitler-treuen Deutschen Christen wendet. Dank persönlicher Beziehungen arbeitet Bonhoeffer während des Kriegs bis zu seiner Verhaftung für den militärischen Auslandsgeheimdienst im Oberkommando der Wehrmacht. Das schützt ihn vor dem Militärdienst an der Front.
Durch seine Arbeit kommt er mit dem militärischen Widerstand gegen Hitler in Kontakt und schließt sich dem Widerstand an. 1943 wird er deswegen von der Gestapo verhaftet, am 9. April 1945 wird er schließlich auf Hitlers Befehl im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet. Das Tragische: 1939 hatte Bonhoeffer sich gegen eine Pfarrstelle in New York und damit gegen die Emigration entschieden.