Das Raumklima in den sakralen Gebäuden stehe immer im Spannungsfeld zwischen Gottesdienstbesuchern, die es behaglich warm haben wollten, und der Erhaltung der Ausstattung, teilte die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) am Mittwoch in Hildesheim mit.
Zwei Masterstudentinnen der Konservierungs- und Restaurierungsstudiengänge hatten den Angaben zufolge Schimmelbefall von zwei Gemälden auf der Empore der St. Katharinenkirche in Braunschweig untersucht. Sie sammelten Klimadaten der Kirche und untersuchten die Auswirkungen der Heizanlage und der großen Maßwerkfenster des Gebäudes auf die Bilder. Mit Hilfe einer Nebelmaschine wiesen die jungen Forscherinnen nach, dass die warme Heizungsluft immer an der seitlichen Empore zu den Gemälden anstieg, die an der kalten Außenwand standen.
Früher sei das Innenklima einer Kirche langsam dem Außenklima gefolgt, erläuterte die HAWK. Dies habe die Kunstschätze und das Interieur vor Schäden bewahrt, eine künstliche Beheizung habe es nicht gegeben. Seit Ende der 1960er Jahre habe die Beheizung im Vordergrund gestanden, dann sei die Ölkrise gekommen, in der Folge seien auch massive Schäden an der hölzernen Ausstattung deutlich geworden: "Es wurde weniger und nur noch temporär beheizt, also schnelle und kurze Aufheizzeiten, die wiederum zu starken Schäden führten."
Anfang der 1990er Jahre habe die Behaglichkeit der Gottesdienstbesucher im Vordergrund gestanden. Durch eine warme Kirche hätten wieder mehr Besucherinnen und Besucher angezogen werden sollen. "Eigentlich war es unsere Behaglichkeit, die uns zu den Schäden geführt hat", sagte HAWK-Professor Hans-Peter Leimer. Die Exponate, die Ausstattungen und die Fassungen hätten negativ auf eine geringe relative Luftfeuchte reagiert, damit seien große Zerstörungen verbunden gewesen.
Eine Kirche ohne Heizung sei heute kaum denkbar. "Das ist auch gar nicht notwendig", sagte Leimer. "Wir müssen die Temperaturen nicht nur in einem sehr schmalen Punktbereich zulassen, sondern können Bandbreiten erlauben." Das Monitoring zur Erfassung der Temperaturen und Luftfeuchtigkeit sei inzwischen preisgünstiger geworden. "Wir wissen heute sehr viel über Materialien und Zusammenhänge, eine gute Klimalage in der Kirche hängt aber auch oft an der Finanzlage der einzelnen Gemeinde."