Der frühere Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, wird an diesem Donnerstag 80 Jahre alt. Der im heutigen Serbien geborene Donauschwabe erklomm erst spät Spitzenämter in der katholischen Kirche: 2003 wurde er Erzbischof von Freiburg, 2008 wählten ihn die katholischen deutschen Bischöfe zu ihrem Vorsitzenden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Spitzenvertreter der beiden großen Kirchen würdigten seinen Einsatz für die Ökumene sowie für den Zusammenhalt der Gesellschaft. In Zollitschs Amtszeit fielen der Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. und die Missbrauchsskandale.
Steinmeier erklärte am Mittwoch in Berlin, man verdanke Zollitsch "wichtige geistige Impulse: für die wissenschaftliche Theologie ebenso wie für das Zusammenleben der Konfessionen und Religionen". Zollitsch habe als Priester und Bischof den Menschen einen Weg zu Gott und zur Gemeinschaft des Glaubens gewiesen. Steinmeier: "Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz waren Sie immer ein Mann klarer Worte, der bei aller Nachdenklichkeit und Konzilianz auch die politische Kontroverse nicht scheute, wenn es um zentrale Fragen des Zusammenlebens in Staat und Gesellschaft ging."
Einsatz für die Einheit der Kirche
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, würdigte seinen Vorgänger als herausragenden Seelsorger und Vermittler zwischen Kirche und Welt. "Die Kirche in Deutschland ist Dir zu großem Dank verpflichtet", heißt es einem am Mittwoch veröffentlichten Brief. In seiner Zeit als Vorsitzender habe Zollitsch wichtige Entscheidungen treffen und manche schmerzlichen Prozesse begleiten müssen. "Bei allem hast Du nie den Mut verloren", erklärte Marx.
Ausdrücklich würdigt Marx das Engagement von Zollitsch in Fragen der Ökumene und 2011 anlässlich der Reise von Papst Benedikt XVI. nach Deutschland: "Deine lebensfrohe Art, Dein theologisches Denken, Deine spürbare Spiritualität und Deine Fürsorge für den anderen haben mich immer beeindruckt. Dir ging es stets darum, Versöhnung zu ermöglichen und den Dialog zu fördern."
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, dankte Zollitsch für dessen Einsatz für die Einheit der Kirche. Er habe das Amt des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz "in schwierigen Zeiten übernommen und mit Klugheit durch die Herausforderungen gesteuert". Zollitsch habe zudem wichtige Impulse für die ökumenische Entwicklung gegeben, unter anderem für den ökumenischen Charakter des Reformationsjubiläums 2017.
Am 9. August 1938 wurde Robert Zollitsch als Volksdeutscher in Filipovo (Philippsdorf) im ehemaligen Jugoslawien geboren. Nach Vertreibung und Flucht gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gelangte seine Familie 1946 nach Baden. Zollitsch studierte Theologie in Freiburg und München und erhielt 1965 die Priesterweihe, 1974 promovierte er. Anschließend leitete er das Freiburger Priesterseminar, das Collegium Borromaeum, und war als Personalreferent tätig.
2003 wurde Zollitsch Oberhirte des Erzbistums Freiburg. Vom 18. Februar 2008 bis 12. März 2014 war der Erzbischof Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. 2013 reichte er seinen altersbedingten Amtsverzicht ein.