Schon am zweiten Tag habe er dann an einer Messe in der JVA Essen teilgenommen, sagte Middelhoff bei einem Podium zu "Glauben und Zweifeln nach persönlichen Krisen". Als inzwischen 63-jähriger Mann sei er wieder zur Beichte gegangen, nachdem er dort als fromm erzogener Oberministrant zum letzten Mal als 16-Jähriger gewesen war. Ihm sei klargeworden, dass er als Topmanager seinen eigenen Werten nicht genügt habe. Jetzt wo er nichts mehr habe, fühle er sich viel freier als vorher, sagte Middelhoff. "Gott hat mich auf den richtigen Weg zurückgeführt."
Von einer anderen Lebenskrise berichtete Gisela Mayer, deren Tochter beim Amoklauf von Winnenden im März 2009 von einem 17-jährigen Mitschüler getötet wurde. Das habe ihr damals den Boden unter den Füßen weg gezogen. Erst als sie sich mit der Situation des Täters auseinandergesetzt habe, sei es ihr bessergegangen. "Ich wollte niemandem aktiv vergeben, aber um so besser ich seine Not verstand, um so eher konnte ich Mitleid für ihn empfinden", sagte sie. Für diese Haltung sei sie oft verurteilt worden, sie erlebe es aber als Gnade, die ihr zuteil wurde.
Der frühere Freiburger Erzbischof Bischof Robert Zollitsch erzählte von einem traumatischen Erlebnis in seiner Jugend. Er wurde Zeuge, als in den Kriegswirren sein Bruder erschossen wurde. "Ich habe die Kraft gefunden, nach vorne zu schauen, und nicht zurück", sagte er.
Der 101. Katholikentag in Münster steht unter dem Leitwort "Suche Frieden" und dauert noch bis Sonntag. Veranstalter ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).