Der Auftrag: Ungerechte Zustände bessern!
Sprüche 21,3; 14,34; Jesaja 46,12; Jeremia 22,3; Amos 5,7; Zefanja 2,3
Sich für Recht und Gerechtigkeit einzusetzen, fordert die Bibel, nein besser: gehört der Bibel nach zum selbstverständlichen menschlichen Handeln. Konkret beinhaltet das schon zu biblischen Zeiten Forderungen, die noch heute von Religionen und Hilfsorganisationen gestellt werden: Armut zu bekämpfen, Notleidenden zu helfen, gegen Willkürherrscher aufzustehen und für die Wahrung der Menschenwürde einzutreten. Eine Gemeinschaft, die sich gerecht verhält, kommt Gott näher: "Gerechtigkeit erhöht ein Volk". Der Einsatz für irdische Gerechtigkeit ist wichtiger als ein folgenloses frommes Leben zu führen: "Recht und Gerechtigkeit tun ist dem Herrn lieber als Opfer." Die Propheten klagen dies immer wieder ein. "Schafft Recht und Gerechtigkeit und errettet den Bedrückten von des Frevlers Hand und bedrängt nicht die Fremdlinge, Waisen und Witwen und tut niemand Gewalt an", mahne, Jeremia und Jesaja "die trotzigen Herzen, die ihr ferne seid von der Gerechtigkeit". Und Amos klagt die an, "die ihr das Recht in Wermut verkehrt und die Gerechtigkeit zu Boden stoßt".
Zitat: "Suchet Gerechtigkeit, suchet Demut!"
Die küssende Gerechtigkeit
Psalm 85; Römer 14,17; Jakobus 3,18
Wunderschöne Bilder fallen einigen biblischen Verfassern ein, denken sie an Gerechtigkeit und Frieden. Der Psalmist stellt sich Gerechtigkeit und Friede als ein Liebespaar vor, das sich küsst. Und dass die "Gerechtigkeit vom Himmel schaue" und wie eine Person den Schritten Gottes folge. Der Theologe Paulus abstrahiert und betont: "Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist." Als Pflanze stellt sich der Jakobusbrief Gerechtigkeit vor: "Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird gesät in Frieden für die, die Frieden stiften."
Zitat: "...dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen"
Gerechtigkeit führt zu Gott
Psalm 4,2; 11,7; 1 Samuel 26,23; Hiob 29,14; Daniel 9,18; Sprüche 15,9
Gottgefällig zu leben, bedeutet, "gerecht" zu leben – sich also an die gemeinschaftswahrenden Gebote der Tora zu halten. Wer so lebt, kommt dem "Gott der Gerechtigkeit" näher, denn "der Herr ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb". Davon war auch Saul überzeugt: "Der Herr tut wohl an mir nach meiner Gerechtigkeit; er vergilt mir nach der Reinheit meiner Hände." In späterer biblischer Zeit löste sich diese Selbstverständlichkeit auf, denn die Erfahrung wurde ernst genommen: Auch gerecht lebende Gläubige erleiden Unheil. "Gerechtigkeit war mein Kleid, das ich anzog, und mein Recht war mir Mantel", beteuert Hiob, der – obwohl vorbildlich fromm – schwere Schicksalsschläge verkraften musste. Seine Freunde hingegen äußern Zweifel daran. Der Prophet Daniel schließlich baut mehr auf Gottes Gnade als auf die menschliche Vorstellung von Gerechtigkeit: "Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit." Vorsichtig macht das Buch der Sprüche Mut: "Wer der Gerechtigkeit nachjagt, den liebt er."
Zitat: "Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit."
Selig die Gerechten
Matthäus 5, 6, 10, 20; 1 Petrus 3,14
Wer für Gerechtigkeit eintritt mag im Himmel Punkte sammeln; auf der Erde jedoch kann es schlimme Folgen haben. Das war die Erkenntnis der ersten Christen, die nicht nur übler Rede, sondern auch allerlei Verfolgungen ausgesetzt waren. Die Gläubigen finden in der Bergpredigt Jesu Stärkung, in der Jesus Mut macht: "Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden… Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich." Gerecht zu sein bedeutet mehr, als den Wortlaut der Gebote zu erfüllen, lehrt Jesus seine Jünger: "Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen."
Zitat: "Wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig."
Gerechtfertigt durch den Glauben
Habakuk 2, Maleachi 3,20; Römer 1,16f.; 3,21; 4,5
Denken evangelische Christen an Gottes Gerechtigkeit, so kommt ihnen meist zuerst die "Rechtfertigung" in den Sinn, jener Begriff, der im Zentrum von Martin Luthers Theologie steht. Der Reformator hatte eine Stelle im Römerbrief des Apostels Paulus gelesen und verstanden. Darin heißt es: Im Evangelium werde "offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte wird aus Glauben leben.‘" Was nichts anderes bedeuten kann: Nicht das eigene Verhalten, sondern der Glaube ist Voraussetzung für das ewige Leben: "Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart... Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit." Wer so glaubt, dem könnte die "Sonne der Gerechtigkeit" aufgehen.
Zitat: "Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln."
Das Jüngste Gericht
Psalm 96,13; Jesaja 28,17; Matthäus 25,31-46; Offenbarung 19,11, 2 Petrus 3,13
Am Ende aller Zeiten wird Gott Gerechtigkeit herstellen: Das ist eine Grundaussage der Bibel. Zum einen wartet das "Jüngste Gericht", in dem die Menschen geprüft werden, ob sie Gerechtigkeit geübt haben gegenüber ihren bedürftigen Mitmenschen. Am eindrücklichsten ist dies in der Rede Jesu vom Weltgericht dargestellt. Es ist die Ausmalung einer Vorstellung, die bereits im Buch der Psalmen zu finden ist: Der Herr hatte seinen Thron bereitet zum Gericht, heißt es da, "er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit". Der Prophet Jesaja stellt sich vor, dass Gott mit einer Waage und Richtschnur die Menschen prüft. Ganz am Ende dann, in den Wehen der Endzeit, wird ein Reiter auf einem weißen Pferd aus dem Himmel erscheinen, "richtet und kämpft mit Gerechtigkeit."
Zitat: "Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt."
Hoffnung auf den Messias
Die Hoffnung auf einen Messias, der auf der Erde für Gerechtigkeit sorgt, durchzieht das Alte Testament. Ein Heilsbringer, der "mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande, und er wird mit dem Stabe seines Mundes den Gewalttätigen schlagen und amit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten" wird. "Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften." Christen sind überzeugt: Jesus Christus ist dieser verheißene Messias.
Zitat: "Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben".