Verfassungsschutz warnt vor salafistischen Frauennetzwerken
Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz sieht die Gefahr, dass in Deutschland salafistische Parallelgesellschaften entstehen. Der Grund dafür sei, dass der Salafismus immer weiblicher werde, sagt der Leiter des NRW-Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch). Weil viele charismatische Führungspersonen der salafistischen Szene im Zuge des konsequenten strafrechtlichen Vorgehens in Haft säßen, füllten Frauen die Lücken.
"Wir haben in Nordrhein-Westfalen ein sogenanntes Schwesternetzwerk mit 40 Frauen im Blick", sagte Freier. Diese weiblichen Führungspersonen, von denen manche mehrere hundert Facebook-Follower hätten, seien in der Szene mittlerweile akzeptiert. "Die Männer haben gemerkt, dass Frauen viel besser netzwerken können und deshalb viel stärker in der Lage sind, die Szene zu binden und am Leben zu halten", sagte der Verfassungsschützer.
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Die 40 "Schwestern" hätten ein komplettes salafistisches Programm im Angebot, von der Kindererziehung über das Kochen und die Interpretation von Religionsvorschriften bis zur Hetze gegen "Nichtgläubige". Das Salafistinnen-Netzwerk werbe und missioniere aggressiv im Netz. "Die Frauen sind mittlerweile Ideologieproduzentinnen", sagte Freier.
Hinzu komme, dass die Frauen ihre eigenen Kinder von früh an indoktrinieren: "Dadurch wird der Salafismus zu einer Familienangelegenheit, es beginnt etwas zu entstehen, was sehr viel schwerer aufzulösen ist, nämlich salafistische Gesellschaftsteile." Zwar sei nicht jeder Salafist ein Terrorist, sagte Freier. "Aber jeder dschihadistische Terrorist, den wir in den vergangenen Jahren in Europa erlebt haben, kam aus der salafistischen Szene."