29.5., ARD, 16.30 Uhr: "Gott und die Welt: Mensch sein!"
Leipzig ist Gastgeber für den 100. Deutschen Katholikentag. Das ist eine Herausforderung: Hier leben nicht nur weniger als vier Prozent Katholiken, in Sachsen schlagen auch die Wogen in der aktuellen Flüchtlingsdebatte besonders hoch. In seiner Reportage zeigt Ulli Wendelmann, wie die Einheimischen auf die feiernden Christen reagieren und wer mit wem auf dem Katholikentag debattiert. Dafür hat er drei Menschen begleitet: Franziska, 22, gehört zur Gemeinde der neu erbauten Propsteikirche. Der moderne, offene Kirchenbau in bester Citylage passt gut zum Selbstbewusstsein dieser jungen und wachsenden Gemeinde. So wie ihr Kirchturm die Silhouette der Stadt verändert hat, so mischen sich die Katholiken in die Belange ihrer Stadt ein. Die Konflikte um die Flüchtlingsfrage machen allerdings vor der Kirchentür nicht halt. Dass öffentliche Einmischung nicht selbstverständlich ist, weiß Ludger Kemming. Der 90-jährige Pfarrer von Hamersleben hat als katholischer Priester in der DDR erlebt, wie eng damals die Grenzen für kirchliches Handeln waren. Anschaulich kann er über seine Diaspora-Erfahrungen erzählen. Der Leipziger Polizeipräsident Bernd Merbitz ist zuständig für die Sicherheit dieses Großereignisses. Es soll für mehr als 20.000 Gäste ein fröhliches Fest werden mit spontanen Begegnungen und offenen Türen. Nach den Anschlägen von Paris und Brüssel keine leichte Aufgabe. Der frühere Atheist kam erst vor einigen Jahren zum Glauben.
29.5., RTL 23.10 Uhr: "Chaos vor Europas Haustür"
Krieg, Gewalt, religiöser Fanatismus, nicht endende Flüchtlingswellen: Der Nahe Osten ist zum unkalkulierbaren Pulverfass in der Welt geworden. Terroranschläge und Flüchtlingsströme gehören längst zum Alltag auch in Europa. Was sind die Gründe für dieses Chaos? Warum stehen so viele Staaten im Nahen Osten vor dem Kollaps? Warum lassen sich so viele junge Menschen vom sogenannten Islamischen Staat rekrutieren? RTL-Korrespondentin Antonia Rados war auf Spurensuche vor Ort, sie ist monatelang durch Tunesien, Libyen, den Nord-Irak und Syrien gereist. Tunesien galt nach dem arabischen Frühling 2011 als Hoffnungsträger in der Region. Rados hat heute "mittelalterliches Chaos" vorgefunden. Nach zwei Terroranschlägen in den Touristenzentren Tunis und Sousse meiden Besucher das Land. Trotz ständiger Kontrollen der TV-Teams durch Sicherheitskräfte sprechen junge Tunesier offen vor der Kamera über den Mangel an Freiheit und die generelle Perspektivlosigkeit.
30.5., ARD, 23.30 Uhr: "Geschichte im Ersten: Schatten des Krieges"
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
30.5., ZDF, 20.15 Uhr: "Ellas Entscheidung"
Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen: "Ellas Entscheidung" behandelt die Frage, ob man Embryos mit Gen-Defekt im Zuge einer Präimplantationsdiagnostik (PID) aussortieren darf. Der Film ist ein einfühlsames, gut gespieltes und mutiges Drama über eine komplexe moralische Frage, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Geschickt lässt Autorin Kristin Derfler die unterschiedlichen Positionen zu PID von zwei Schwestern verkörpern. Beide sind Trägerinnen einer tödlichen Erbkrankheit. Die ältere, Johanna (Anna Schudt), hat eine gesunde 15jährige Tochter, Antonia, aber ihr Sohn Lennart leidet unter Muskelschwund, sitzt im Rollstuhl und wird immer schwächer. Johannas jüngere Schwester Ella (Petra Schmidt-Schaller), eine Lehrerin, ist ebenfalls verheiratet, auch sie möchte Kinder. Um ihnen Lennarts Schicksal zu ersparen, entschließen sie und ihr Mann Marcus (Christian Erdmann) sich dazu, Eizellen künstlich befruchten und anschließend untersuchen zu lassen. Ist der Embryo gesund, wird er in die Gebärmutter eingepflanzt. Letztlich, und das ist die große Stärke des Films, geht es jedoch nicht um ein Thema, sondern um Menschen, die ausnahmslos vorzüglich verkörpert werden.
31.5., ARD, 22.45 Uhr: "#Beckmann: Die geteilte Gesellschaft. Warum die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird"
In keinem anderen Land Europas ist der Reichtum so ungleich verteilt wie in Deutschland. Während die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung heute über rund zwei Drittel des Vermögens verfügen, wächst trotz florierender Wirtschaft und Rekordbeschäftigung die Armut. In einigen deutschen Großstädten gilt bereits jedes vierte Kind als armutsgefährdet. Wie kann das sein in einem der reichsten Länder der Welt? Wie kann mehr Gerechtigkeit geschaffen werden? Reinhold Beckmann und sein Team begeben sich auf Spurensuche in einem gespaltenen Land. Sie treffen Hartz-IV-Empfänger und Menschen, die trotz regulärer Arbeit nicht mehr von ihrem Einkommen leben können. Sie besuchen den Kalker Mittagstisch in Köln, wo jeden Tag mehr als hundert Kinder und Jugendliche kostenlos ein warmes Essen erhalten, da sie zu Hause nicht ausreichend versorgt werden. Und sie sprechen mit Fachleuten wie den Ökonomen Marcel Fratzscher und Max Otte sowie dem Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Ulrich Schneider über die Gründe, warum die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht.
31.5., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Nur eine falsche Bewegung"
Elisa Chirino gehörte zu den Nachwuchshoffnungen im Kunstturnen. Dann stürzte sie vor zwei Jahren beim Training und erlitt einen doppelten Wirbelbruch. Seitdem ist sie querschnittgelähmt und rund um die Uhr auf fremde Hilfe angewiesen. Über den Zeitraum von fast einem Jahr ließ sich Elisa, die jetzt 19 wird, von der Kamera auf ihrem Weg in ihr neues Leben im Rollstuhl begleiten. Vieles hat sie seit dem Sturz ertragen müssen: Schmerzen, komplizierte Operationen, mehrere Monate im Krankenhaus - und die Erkenntnis, vermutlich nie wieder ohne fremde Hilfe leben zu können. Die "37 Grad"-Dokumentation zeichnet ihr Schicksal nach und begleitet sie auch beim Besuch der Sporthalle, in der das Unglück geschah. Sie selbst wollte dorthin, um das Geschehene zu verarbeiten. Mittlerweile geht sie wieder zur Schule, als Leistungskurs hat sie nach wie vor das Fach Sport belegt; es gibt immer noch einen Funken Hoffnung, dass sie ihren Körper vielleicht doch irgendwann wieder zumindest teilweise kontrollieren kann.
31.5., 3sat, 22.25 Uhr: "Buchenwald. Nächste Generation"
Das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald ist ein wichtiger Ort der deutschen Geschichte und ein Denkmal der politischen und rassischen Verfolgung von Menschen durch das Naziregime. Sigfried Ressel dokumentiert die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte. Der Beobachtungszeitraum erstreckt sich von den Feierlichkeiten zur 70-jährigen Befreiung des Lagers im April 2015 über den Aufbau einer neuen Dauerausstellung, die in diesem Jahr eröffnet worden ist. Im Zentrum des Films steht die Frage, wie die Gedenkstätte "zukunftsfähig" gestaltet werden und ein Erinnern in der Zukunft möglich gemacht werden kann, da die letzten Zeugen, die jene Zeit und jenen Ort persönlich erfahren haben, immer weniger werden. Im Anschluss um 23.10 Uhr zeigt 3sat die gleichermaßen bedrückende wie aufwühlende Neuverfilmung des antifaschistischen Klassikers "Nackt unter Wölfen". Helden der Geschichte sind einige Männer, die im Frühjahr 1945 ihr eigenes Leben riskieren, um einen kleinen jüdischen Jungen zu retten. Das dreijährige Kind ist in einem Koffer ins Konzentrationslager Buchenwald geschmuggelt worden. Eine Gruppe von Häftlingen nimmt sich des Jungen an und versteckt ihn. Erst ein Denunziant bringt die SS auf die Spur des kleinen namenlosen Juden, aber selbst unter der Folter schweigen die Männer eisern.
1.6., Bayerisches Fernsehen, 22.00 Uhr: "DokThema: Das Geschäft mit den Flüchtlingen"
Es gibt viele, die von Migration und Flüchtlingskrise profitieren. Doch nicht immer geht es dabei fair und legal zu; mitunter wird die Not schamlos ausgenutzt. Sabine Lindlbauer deckt skrupellose Geschäfte auf, forscht nach korrupten Allianzen und prangert die Politik an, die das Geschäft indirekt fördert. Ein Beispiel ist das schlagzeilenträchtige "Truderinger Elendshaus": viel zu viele Bewohner auf viel zu engem Raum, katastrophale hygienische Bedingungen, unverschämte Preise. Das Haus wurde schließlich aufgelöst, der Vermieter zur Rechenschaft gezogen; andere nicht. Eine referatsübergreifende Arbeitsgruppe der Stadt München zum Thema prekäres Wohnen wollte deshalb bereits im Dezember 2014 handeln und forderte ein schlagkräftigeres Wohnungsaufsichtsgesetz. Die Gesetzesinitiative wurde vom Landtag abgelehnt. Inzwischen gibt es Großprojekte in privater Hand, die nicht nur Betten für Flüchtlinge stellen, sondern auch gleich die gesamte Betreuung übernehmen. Den Zuschlag für solche Projekte bekommen aber nicht immer die, die die beste Qualität garantieren, sondern die billigsten Anbieter.
2.6., 3sat, 22.15 Uhr: "Wolfskinder"
Sommer 1946. Tausende elternlose Kinder kämpfen in Ostpreußen um ihr Überleben. Zu ihnen gehört auch der 14-jährige Hans. Als seine Mutter im Sterben liegt, überträgt sie ihm eine letzte Aufgabe: Er soll sich mit seinem kleinen Bruder Fritzchen nach Litauen durchschlagen, wo es noch Bauern geben soll, die deutsche Kinder bei sich aufnehmen. Doch in der Wildnis geraten sie zwischen die Fronten und die beiden Brüder verlieren sich aus den Augen. Seine Suche nach Fritzchen wird zu einer Odyssee, und Hans muss in einem fremden Land gegen Hunger, Wetter und Krankheit kämpfen. Rick Ostermann (Buch und Regie) hat sich für sein Langfilmdebüt einen ausgesprochen düsteren Stoff ausgesucht. Das Schicksal der tatsächlich so genannten Wolfskinder ist eines der vielen finsteren Weltkriegskapitel; kein Wunder, dass Ostermanns Werk alles andere als ein fröhlicher Film ist. Selbst die Sommerbilder wirken kühl und abweisend. Sein Drehbuch basiert auf Gesprächen mit Menschen, die die Flucht überlebt haben; "Wolfskinder" ist wahrlich kein Film, der es seinen Zuschauern leicht macht.
2.6., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Uma und ich"
Uma hat einen seltenen genetischen Defekt und leidet an Epilepsie. Sie ist geistig behindert und trägt Hörgeräte, ihre Sprachentwicklung ist stark eingeschränkt. Bereits in der Schwangerschaft haben ihre Eltern erfahren, dass Umas Wachstum im Mutterleib nicht nach Plan verläuft. Sie entschieden sich dennoch für das Kind, doch wie krank Uma tatsächlich ist und welche Konsequenzen daraus erwachsen, konnte ihnen kein Arzt sagen. Mutter Tabea ist Journalistin, sie hält das Familienleben seit Umas Geburt vor fast sieben Jahren mit der Kamera fest und zeigt auf diese Weise aus nächster Nähe, wie sie und ihr Mann das Leben mit Uma und ihrer gesunden kleinen Schwester Ebba zu meistern versuchen. Und so schildert der Film die alltäglichen und immer wieder neuen Herausforderungen im Leben mit einem behinderten Kind, dessen Eltern ihrer Tochter allen Widrigkeiten zum Trotz eine Umgebung bieten wollen, in der sie sich gut entwickeln kann.