Foto: Foursquare Deutschland e.V.
Freikirchen: Die Foursquare Bewegung (Pfingstkirchen)
Freikirchen: Die Foursquare Bewegung (Pfingstkirchen)
Gemeinden zu bauen, gilt innerhalb der Pfingstbewegung als "effektivster Weg der Evangelisation". So hat sie zur größten Fragmentierung innerhalb der protestantischen Kirche beigetragen. Die Ichthys Gemeinde in Frankfurt gehört mit Foursquare Deutschland zum internationalen Dachverband der pfingstlich amerikanischen Foursquare Bewegung. Ein Hintergrund im Rahmen unserer Serie "Was glaubt ihr? evangelisch.de besucht Freikirchen".

"Die rasante Ausbreitung pfingstlich-charismatischer Bewegungen macht sie zu einer Art Trendreligion", schreibt die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (ezw). Jeder fünfte Christ weltweit gehört Schätzungen zufolge zu einer Pfingstkirche. Das sind cirka 500 Millionen Menschen. Gemeinhin als Markenzeichen pfingstlicher Gemeinden gilt das Sprechen in unverständlichen Sprachen, Zungenrede genannt (Glossolalie) und körperliche Ergriffenheitserfahrungen, die die Gläubigen sogar zu Boden werfen können. Sie gelten als Zeichen für den Empfang des Geistes. Ihren Ursprung hat die Pfingstbewegung im Erweckungschristentum der USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo es zu Großstadt- und Massenevanglisation kam. Charakteristisch waren das Laienchristentum, die unabhängige Einzelgemeinde und das Ideal der Glaubenstaufe.

Als bedeutendste Leiterin innerhalb der Pfingstbewegung gilt Aimee Semple McPherson. Sie ist die Begründerin der International Church of the Foursquare Gospel (ICFG). Ab dem Jahr 1915 bis zu ihrem Tod 1944 wirkte sie als Evangelistin in ganz Nordamerika und leistete weltweite Missionsarbeit.

Der Begriff "Foursquare" ist ein altes englisches Wort, das "solide, ausgewogen und beständig" bedeutet und sich auf die vier Eckpunkte der Bewegung bezieht: erstens auf Jesus als Retter, den Geber des ewigen Lebens, der für alle Sünden starb; zweitens auf Jesus als Heiler, durch den Körper, Seele und Geist gesund werden; drittens auf Jesus als Täufer im Heiligen Geist, der hilft, sein Reich durch göttliche Kraft aufzubauen; und viertens auf Jesus als wiederkommenden König, dessen Wiederkunft die Welt vollendet.

Evangelikal-charismatische Ausrichtung

1986 wurde der Verband Foursquare Deutschland, Freikirchliches Evangelisches Gemeindewerk e.V. (fegw) als deutsche Mitgliedskirche des ICFG in Deutschland mit zwei Mitgliedsgemeinden gegründet (die Ichthys Gemeinde in Frankfurt ist eine davon). Die Mitgliedsgemeinden von Foursquare Deutschland sind eigenständig in der Gestaltung ihres Gemeindelebens. Jede Gemeinde soll in ihrem individuellen Umfeld ihren eigenen Stil entwickeln. Foursquare Deutschland umfasst heute 30 Gemeinden mit rund 2.200 Zugehörigen davon 1.100 Mitgliedern.

Weltweit gehören zur Foursquare Kirche 59.620 Gemeinden in 144 Ländern mit 8,4 Millionen Mitgliedern und 48.000 Pastoren und hauptamtlichen Mitarbeitern. In der Gestaltung des Gemeindelebens leben die zugehörigen Gemeinden eine evangelikal-charismatische Ausrichtung, Geistesgaben sind demnach selbstverständlich. Mit allen christlichen Gemeinden teilen sie das apostolische Glaubensbekenntnis.

Wie es für die Pfingstbewegung zentral ist, versteht sich auch Foursquare Deutschland als eine Gemeindegründungsbewegung: "Aus jeder Gemeinde sollen weitere Tochtergemeinden hervorgehen. Dies ist für uns der effektivste Weg der Evangelisation." Schreibt Foursquare Deutschland über seine Strategie. Mission sei es, durch die Gründung von neuen Gemeinden das Evangelium dem Glauben fernstehenden Menschen näher zu bringen. Der Verband setzt dabei für die jeweilige Gemeinde einen "Leitenden Pastor" ein, der im Team des Gemeinderates arbeitet.

Im Abendmahl erleben die Gemeindeglieder mit Jesus Christus Gemeinschaft und er ist für sie real präsent im Sinne Luthers. Die Bibel versteht die Gemeinde als Gottes Wort und Menschenwort. Das heißt, die Bibel wird in ihrem historischen Kontext gesehen, ihr Inhalt als Gottes Wort.

Bei Themen wie Ehescheidung und gleichgeschlechtlicher Liebe, entnimmt die Gemeinde ihre "ethische Stellungnahme einem biblischen Befund", wie der Leitende Pastor der Ichthys Gemeinde in Frankfurt-Nied, Heinrich Gerster, sagt: "In jedem Fall nehmen wir die Menschen mit Liebe an, führen klärende Gespräche der Versöhnung und treffen dann dogmatische Entscheidungen." Beim Thema Homosexualität sehe man sich als Brückenbauer und beziehe keine weitere polarisierende Position, "da wir bei den Betroffenen eine große Einsamkeit und Unsicherheit sehen".

Als Pfingskirche praktiziert Foursquare die Glaubenstaufe: Getauft werden Jugendliche und Erwachsene, die sich selbst dazu entschließen. Kinder werden in der Gemeinde gesegnet. Nach biblischem Vorbild wird durch Untertauchen getauft.