Im Ramadan oder zu religiösen Festen sei es Tradition, dass König Salman Gefangene begnadige, sagte Ensaf Haidar am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung der Bundestagsgrünen in Berlin. Zudem wünsche sie sich, dass die Regierungen der internationalen Gemeinschaft den Fall immer wieder bei der saudischen Führung thematisierten.
Der 31-Jährige Badawi war im Mai 2014 zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden, weil er eine Plattform für den öffentlichen Meinungsaustausch gegründet hatte. Seit 2012 sitzt er im Gefängnis, die ersten 50 Stockhiebe musste er bereits über sich ergehen lassen. Die saudischen Behörden werfen dem Mitbegründer der Diskussionswebseite Liberal Saudi Network unter anderem kritische Online-Kommentare über die saudische Religionspolizei vor.
Neben der freien Meinungsäußerung sei Badawi auch die Gleichberechtigung von Frau und Mann ein stetes Anliegen gewesen, sagte der Grünenpolitiker Omid Nouripour. So habe Badawi etwa die erste Arbeitsvermittlungsagentur für Frauen in Saudi-Arabien gegründet. Solange der Aktivist noch auf freiem Fuß war, sei er "eine zentrale Figur der Zivilgesellschaft" gewesen, unterstrich Nouripour.
Wie es dem Blogger momentan in der Haft gehe, darüber wüssten Außenstehende wenig, führte Haidar aus. In kurzen, unregelmäßigen Telefonaten äußere er sich generell nicht dazu. Gleichwohl höre sie an seiner Stimme, dass es nicht gut um ihn bestellt sei. Nachrichten über ihren Mann erreichten Haidar lediglich über Bekannte. Aber auch das komme selten vor.
Haidar betonte, die saudische Führung behandle den Fall sehr vertraulich und geheimnisvoll. Umso wichtiger sei es, dass Vertreter anderer Staaten immer wieder mit den Saudis über Badawi sprechen.