Der neue Rat der EKD ist eigentlich gut paritätisch besetzt: Von den 15 Ratsmitgliedern sind sieben Frauen, acht sind Theologen und Theologinnen. Ebenfalls acht Ratsmitglieder sind hauptamtlich bei Kirche und Werken angestellt, die anderen haben kirchliche Ehrenämter. In seiner inhaltlichen Zusammensetzung sieht der Rat auf den ersten Blick ganz ausgewogen aus: Fünf Kirchenleitende (Bedford-Strohm, Kurschus, Fehrs, Jung, Dröge), zwei Juristen (Springer, Joussen), zwei Ratsmitglieder aus der Politik (Griese, Rachel), zwei aus der Wirtschaft (Barner, Thieme), je ein Vertreter der Evangelikalen (Diener) und der Diakonie (Kaufmann) und eine versierte Theologie-Professorin (Gräb-Schmidt). Damit lässt sich arbeiten, und mit der reformierten Präses Annette Kurschus steht dem lutherischen Vorsitzenden eine kluge Theologin zur Seite.
Trotzdem fehlt dem neuen Rat ein Kopf, der konsequent in Richtung Digitalisierung denkt. Im Aufgebot zur Wahl standen der Jugenddelegierte Ingo Dachwitz und der MDR-Hörfunkdirektor Journalist Johann Möller für dieses Thema ein. Keiner von beiden schaffte es in den Rat - nicht nur für die Digitalthemen, sondern auch die Vertreter der jungen Generation eine bittere Schlappe. Nun liegt es an „Facebook-Bischof“ Bedford-Strohm, digitale Kommunikation und Netzpolitik, Vorratsdatenspeicherung, Netzneutralität und die BND- und NSA-Affäre selbst im Blick zu behalten. Immerhin: Sowohl in seiner bayrischen Landeskirche wie auch in der Synode findet er dafür kompetente Ansprechpartner.
Während sich die Synode bei ihren innerkirchlichen Themen um einzelne Worte stritt, zum Beispiel ob die EKD nun „selbst Kirche“ oder „Kirche“ sein soll, setzte der alte und neue Ratsvorsitzende klare Akzente. In seinem Bericht trat er bedingungslos für einen empathischen, christlichen Umgang mit allen Flüchtlingen ein und warf den Blick voraus auf das Reformationsjubiläum 2017. Von den Feiern und dem großen Konfi-Camp im Sommer erhofft er sich eine „Generation 2017“, für die das Reformationsjubiläum ein glaubensstiftendes Ereignis sein könnte.
Wenig gestaltender Schwung
Die Synode selbst ging eher zaghaft mit dem Reformationsjubiläum um. In ihrer Kundgebung zum Thema blieb sie grundsätzlich statt konkret. Den Zukunftsausblick habe man ja dem Ratsvorsitzenden überlassen, erläuterte der Vorsitzende des Themenausschusses, Rüdiger Sachau, in der Pressekonferenz zum Thema.
So zeigte die EKD-Synode, kompetent geleitet vom Präsidium um Irmgard Schwaetzer, zum Start ihrer neuen Amtszeit wenig gestaltenden Schwung. Selbst die Distanzierung von Luthers Judenfeindlichkeit, die die Synode beschloss, hätte in ihrer Ablehnung der Judenmission schon in der Vorbereitung deutlicher sein können. Insbesondere nach dem Synoden-Grußwort von Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, ist hier noch Nachbesserungsbedarf, gerade in den Landeskirchen, die der Judenmission noch keine eindeutige Absage erteilt haben.
Einzig der neue Zukunftsausschuss dieser Synode sticht heraus. Mit der Vorsitzenden Gesche Joost könnte diese Gruppe 2016 oder 2017 für frischen Wind sorgen. Am Ende bleibt aus Bremen aber das Signal, dass die Synodalen nach den vergangenen sechs Jahren mit drei Ratsvorsitzenden und zwei Synodenpräsides erstmal wieder Stabilität wollten. Außerdem setzen sie großes Vertrauen in den wiedergewählten Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm. Er soll die EKD durch das Reformationsjubiläum 2017 und darüber hinaus lenken. Die gute Nachricht: Er kann das - und er bringt den dafür nötigen, ansteckenden Optimismus mit.