Die Anfänge der Evangelisch-methodistischen Kirche liegen in der Erweckungsbewegung um den Engländer John Wesley (1703-1791). Seine Anhänger sehnten sich nach einem verbindlichen Glauben, der im Leben sichtbare Wirkung zeigt – was sie in der anglikanischen Kirche vermissten. John, sein Bruder Charles Wesley und George Whitefield, mit dem sie in Oxford Theologie studierten, gelten als die Väter der methodistischen Bewegung. Gemeinsam lasen sie in der Bibel, beteten, kümmerten sich um Arme und Kranke und unterstützten Strafgefangene. Von ihren Mitstudenten musste sich die Clique als "methodistisch" verspotten lassen. Ihr karitatives Engagement gepaart mit ihrem besonders frommen und auch strengen Lebensstil schien Kritikern als bloße "Methode", sich bei Gott etwas "verdienen" zu wollen. Diese zunächst spöttische Bezeichnung behielt die Bewegung bei. Soziales Engagement ist bis heute ein zentrales Merkmal der Methodisten.
"Plötzlich warm ums Herz" bei Luther
Die Wesley-Brüder wurden Pfarrer der Anglikanischen Kirche, behielten aber ihren Grundgedanken des Glaubens mit sichtbaren Konsequenzen bei. Die Glaubensgewissheit der deutschen Herrnhuter faszinierte John Wesley. So sicher sich die (deutschen) Pietisten in ihrem Wissen waren, von Gott geliebt und angenommen zu sein, so ungenügend gegenüber Gott empfand sich Wesley oftmals, so schwach schätzte er sein Vertrauen in Gott ein, so unvollkommen und zweifelnd seinen Glauben. Würde er sich je sicher sein, von Gott geliebt zu werden?
Der entscheidende Moment, sein "Turmerlebnis" oder "Bekehrungserlebnis", kam, als er Martin Luthers Vorrede zum Römerbrief hörte. Es wurde ihm "plötzlich warm ums Herz" und er war sich sicher, dass Gott ihm all seine Sünden vergeben hatte und ihn bedingungslos liebte.
Gottes Gnade gilt allen Menschen
Eine eigenständige Theologie hat Wesley nie entworfen. So schrieb Wesley, dass sich Methodisten "von wahren Christen – welcher Denomination sie auch angehören – durchaus nicht unterschieden". Gottes Gnade gelte allen Menschen und er biete allen Erlösung an, die abhänge von der Antwort des Menschen auf dieses Angebot. Wichtiger aber sei die Heiligung, also die Erneuerung des Menschen nach dem Bild Gottes. Der Mensch wachse in der Liebe, weswegen Diakonie betont wird. Skepsis herrschte bei den frühen Methodisten gegenüber weltlichen Vergnügungen wie Glücksspiel, Tanz, Alkohol und Theater - heute ist das kein Thema mehr.
Methodisten sehen sich in der Tradition von Puritanismus und Pietismus (der Einzelne steht im Vordergrund, nicht die reine Lehre). Sie betonen, dass sich christlicher Glaube in einer lebendigen Beziehung zu Gott und allen Menschen zeige und sich eben nicht auf Lehrsätze und Bekenntnisse beschränken dürfe. Sie wollen die Bibel für die aktuelle Zeit auslegen und danach leben.
Im England der Industrialisierung zog es die Menschen vom Land in die Stadt, wo sie oftmals verarmt ohne kirchliche Betreuung und ohne Kirchengebäude lebten. Für Wesley war klar, dass man diese Menschen nur mit einer mobilen Kirche erreichen könne. Auch aus Parochialgrenzen, also abgegrenzten Pfarrgebiete, machte er sich nicht viel: "Ich betrachte die ganze Welt als meine Parochie, d.h. wo in der Welt ich auch immer bin, da halte ich es für meine Pflicht und Schuldigkeit, allen, die es hören wollen, das Evangelium zu verkünden."
Frauen ohne Ordination predigen unter freiem Himmel
Das entwurzelte Industrieproletariat wurde zu Wesleys Hauptzielgruppe. Er setzte auf Laienprediger – Männer ebenso wie Frauen, die ohne Studium oder Ordination den kirchenfernen Menschen auf den Straßen und öffentlichen Plätzen die "universale Botschaft des Heils" verkündeten. Damit die Laienprediger dasselbe predigten, etablierte sich das System der Konferenzen, auf denen diskutiert und wesentliche Entscheidungen getroffen wurden. Heute tagen alle vier Jahre rund 1.000 Delegierte auf der Generalkonferenz. Methodistische Verfassung, Lehre und Ordnung gelten weltweit für alle Gemeinden gleichermaßen, bei Detailfragen sind jedoch regionale Anpassungen möglich.
Der Methodismus etablierte sich in Großbritannien und den USA. Von dort zurückgekehrte Einwanderer brachten die neue Glaubensströmung ab 1848 nach Deutschland, vor allem nach Württemberg. Aus England waren seit 1831 "Wesleyanischen Methodisten" in Württemberg missionarisch unterwegs. Eine zentrale Rolle spielte hier Christoph Gottlob Müller (1785-1858) aus Winnenden. Als junger Mann nach Großbritannien geflüchtet, kehrte er nun mit Familie als Missionar zurück.
1897 entstand in Deutschland die "Methodistenkirche". Parallel entstand 1850 die ebenfalls methodistische "Evangelische Gemeinschaft". Widerstände gab es nicht wegen der Lehre, sondern wegen der Wurzeln im Ausland, da bis dahin die Kirchen in Deutschland eher national und hierarchisch organisiert waren. Die 1919 eingeführte Religionsfreiheit galt auch den Methodisten. Im Dritten Reich zeigten sich die Methodisten loyal zum Staat, da dieser ihnen relativ viel Freiraum bot. Auf der Website der EmK heißt es dazu: "Einen nennenswerten Widerstand gegen das Nazi-Regime gab es nicht." 1968 vereinigten sich "Methodistenkirche" und "Evangelische Gemeinschaft" zur Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Um Stuttgart und Reutlingen ballt sich die überwiegende Mehrheit der bundesweit fast 500 Gemeinden mit rund 52.000 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen. Eine annähernd hohe Dichte kann noch Südsachsen vorweisen.
Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft mit EKD
Die EmK ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), in der in der Evangelischen Allianz und im Weltrat der methodistischen Kirchen, dem insgesamt 74 methodistische Kirchen in 132 Ländern mit rund 75 Millionen Mitgliedern weltweit angehören.
Seit 1987 besteht Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft zwischen der EmK und den Kirchen der EKD, was auch bedeutet, dass beide Kirchen die jeweils andere Ordination anerkennen.
"Für uns ist klar, dass sich Glaube und Handeln nicht trennen lassen", heißt es in einer Selbstbeschreibung. Die "Leitlinien" ermuntern Methodisten zu "verantwortlichem sozialem Handeln gemäß biblischen Grundlagen". Seit 1908 gilt das "Soziale Bekenntnis".
"Jeder ist willkommen am Tisch des Herrn"
Säuglinge und kleine Kinder werden in der methodistischen Kirche getauft, sind aber zunächst nur "Kirchenkinder" oder "Kirchenangehörige". Volle "Kirchenglieder" werden sie erst durch ein "persönliches Ja zum Glauben und zur Kirche".
Neben der Taufe ist das Abendmahl das zweite Sakrament. Die liturgische Feier zum Abendmahl leitet ein ordinierter Geistlicher. Ausgegangen wird von der "wirklichen, persönlichen und lebendigen Gegenwart Jesus Christi". Dazu darf keiner aufgrund seines Alters oder mangelnden Verständnisses abgelehnt werden, denn "jeder ist willkommen am Tisch des Herrn". Lediglich der Wunsch, den eigenen Glauben zu stärken und in Gemeinschaft mit Jesus Christus zu sein, wird vorausgesetzt.