"Fairkauf", ein soziales Kaufhaus, betreibt sieben Filialen in Hannover und Umgebung. Vorstand Klaus Hibbe spricht über das veränderte Konsumentenverhalten mit dem Evangelischen Pressedienst.
epd: "Fairkauf" wurde 2007 als eine Genossenschaft unter anderem von Diakonie und Caritas gegründet. Inwieweit hat sich seitdem die Kundschaft Ihrer Läden und der anderer sozialer Kaufhäuser verändert?
Klaus Hibbe: In den letzten Jahren ist unsere Kundschaft wesentlich vielfältiger geworden. Wir haben deutlich mehr junge Kunden gewonnen. Ein verantwortlicher Umgang mit Ressourcen ist bei vielen Menschen ins Bewusstsein gerückt. Und es ist nachhaltig, etwas zu kaufen, das schon da ist und nicht erst produziert werden muss. Das Porzellan oder die Knoblauchpresse, die nicht ohne Weiteres kaputtgeht, kann weiter benutzt werden. Das Puzzle, das schon jemand gelegt hat, kann ich wieder puzzeln, ein Buch kann man auch ein zweites Mal lesen oder ein getragenes Kleidungsstück weiter tragen.
"Fairkauf" nennt sich gar nicht mehr soziales Kaufhaus, sondern "Secondhand-Kaufhaus". Ein Imagewechsel?
Hibbe: Wir haben schon immer soziales Kaufhaus gesagt und nicht Sozialkaufhaus - ganz bewusst. Aber wir haben festgestellt, dass sich doch einige Menschen nicht sicher sind, ob sie bei uns einkaufen dürfen oder damit anderen etwas wegkaufen, die es nötiger haben. Diese Schwellenangst wollten wir mit dem anderen Wording nehmen. Hier darf jede und jeder kommen! Tatsächlich ist "Fairkauf" in erster Linie ein Qualifizierungs- und Beschäftigungsträger.
Was sind denn dabei die Ziele?
Hibbe: Wer bei uns einkauft, unterstützt damit unsere 141 Arbeitsplätze an unseren sieben Standorten. Wir schaffen damit sozialversicherungspflichtige tariflich bezahlte Jobs für arbeitslose und langzeitarbeitslose Menschen, die es sonst nicht geben würde und qualifizieren Menschen insbesondere für den Einzelhandel. Hinzu kommen 95 Beschäftigungsförderungsplätze in Kooperation mit dem Jobcenter. Das zweite Ziel ist es, Menschen mit geringem Einkommen mit gebrauchten Waren zu versorgen. Bei uns können sich Menschen gute Sachen leisten. Und das dritte Thema ist der Schutz der Ressourcen dadurch, dass wir die Produkte länger im Kreislauf halten und sie nicht weggeworfen werden. Das alles ist möglich durch die Hilfe derjenigen, die uns gute gebrauchte Dinge spenden.