"Ihr seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr die Freiheit nicht missbraucht, Euch selbst zu leben. Durch die Liebe diene einer dem andern." Diese Paulusworte aus dem Galaterbrief sprach Richard von Weizsäcker als Bundespräsident drei Tage nach dem Fall der Mauer, am 12. November 1989, zu einer großen Menschenmenge, die sich um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin versammelt hatte.
Richard Freiherr von Weizsäcker wurde am 15. April 1920 in Stuttgart geboren. Nach dem Abitur studierte er in Oxford und Grenoble und leistete dann von 1938 bis 1945 Militärdienst. Nach Kriegsende studierte er Rechtswissenschaft und Geschichte. Als Student assistierte er 1948 dem Rechtsanwalt, der von Weizsäckers Vater bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen verteidigte. 1954 trat er der CDU bei. Von 1964 bis 1970 und von 1979 bis 1981 amtierte er als Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags, von 1967 bis 1984 gehörte er außerdem der Synode und dem Rat der EKD an.
1984 und 1989 wurde Richard von Weizsäcker zum Bundespräsidenten gewählt. Er fand klare Worte zur deutschen Vergangenheit und trat für demokratische und christliche Werte ein. Er sprach sich für Aussöhnung und Gespräche mit der Sowjetunion und der DDR aus, denn er empfand sich als Präsident aller Deutschen.
Richard von Weizsäcker steht für einen aktiven Glauben im Sinne der Nächstenliebe. "So bestehet in der Freiheit", lautete die Losung des Kirchentags in Köln 1965, dessen Präsident Weizsäcker war. Er entfaltete diese Losung persönlich: "Das Evangelium gewährt uns die Hoffnung auf die Zukunft. Aber wir erfassen die lebendige Kraft dieser Hoffnung überhaupt nur im vollen Einsatz für unsere gegenwärtigen Aufgaben. Wir erfahren die Freiheit, in der wir bestehen können nur, wenn wir unsere Lebenskraft mit leidenschaftlicher Beharrlichkeit den heutigen Nöten widmen". 2009 war Richard von Weizsäcker mit der Luther-Medaille der EKD für seine besonderen Verdienste um den deutschen Protestantismus ausgezeichnet worden.
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