Stattdessen stagniert der Markt - der Umsatz rutschte sogar minimal ins Minus. "Dass sich das irgendwann mal konsolidieren würde, war jedem klar", sagt Hans- Christoph Behr von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). "Wir sind aus den Zeiten des stürmischen Wachstums raus. Der Markt ist mengenmäßig nochmals leicht gestiegen und wertmäßig bei 5,85 Milliarden Euro geblieben." Von diesem Mittwoch an trifft sich die Branche auf der Leitmesse "Biofach" in Nürnberg.
Preise sinken
Es gehen also weiterhin stetig mehr Produkte mit einem Bio-Siegel über die Ladentheke. Doch der Umsatz nimmt ab, weil die Preise zugleich sinken. Besonders Obst, Gemüse und Brot aus biologischer Herstellung sind billiger geworden. Der geringfügige Rückgang um etwa ein Prozent ist für die Branche daher sogar noch ein kleiner Erfolg: Der Lebensmitteleinzelhandel insgesamt mit seinem eindeutigen Schwerpunkt auf konventioneller Ware erlöste 2009 etwa 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr.
Biolimonade gibt es inzwischen völlig selbstverständlich auch in Bierkneipen. "Bio-Produkte sind endgültig aus ihrer Öko-Nische herausgetreten und im Massenmarkt angekommen", heißt es denn auch im Fazit einer Studie der Berliner Strategieagentur diffferent. In der Tat: Nur sechs Prozent aller Haushalte hatten im vergangenen Jahr kein einziges Bio-Lebensmittel auf dem Tisch, wie das Marktforschungsunternehmen GfK ermittelte.
84 Euro pro Haushalt
"Die meisten sind nicht die überzeugten Käufer, aber wenn es da liegt und es keinen großen Preisunterschied macht, nehmen sie es mit", erläutert Behr. Im Durchschnitt wanderten Bio-Produkte im vergangenen Jahr 20 Mal in den Einkaufskorb, 84 Euro gab jeder Haushalt dafür aus. Allerdings gibt es einen harten Kern der Verbraucher, der für die Branche extrem wichtig ist: "Sechs Prozent der Haushalte, das sind 2,3 Millionen, stehen für fast die Hälfte des gesamten Biomarktes", erläutert GfK-Fachmann Wolfgang Adlwarth. Dazu gehörten vor allem Familien aus der Mittelschicht mit überdurchschnittlichem Einkommen, aber auch Paare, deren Kinder bereits aus dem Haus sind.
"Das sind positive Vorzeichen, die Zielgruppe ist nach wie vor stabil", blickt Adlwarth optimistisch in die Zukunft. Die großen Wachstumsraten der vergangenen Jahre dürften dennoch passé sein, denn sie beruhten vor allem auf einem Ausbau der Verkaufsorte. Inzwischen gibt es Bio nicht nur im kleinen Fachhandel oder im großen Bio-Supermarkt, sondern auch in Drogerien und Verbrauchermärkten. Und seitdem auch nahezu alle Discounter Bio-Produkte im Sortiment haben, ist etwa der Absatz von ökologisch hergestellter Babynahrung in die Höhe geschossen.
Verbraucher achten auf andere Kriterien
"Die Branche entwickelt sich aktuell sehr dynamisch", fasst Bernd Diederichs seine Beobachtungen zusammen. Der Chef der Nürnberger Messe hat dabei etwa Körperpflege- und Kosmetikprodukte, aber auch Kleidung, Accessoires und Geschenke im Blick. "Einer der wichtigsten Trends ist der ökologische, soziale und ökonomische Zusatznutzen", erläutert er. Verbrauchern seien Kriterien wie Arbeitsbedingungen und faire Preise für die Erzeuger, regionale Herkunft und ethisch einwandfreie Herstellung zunehmend wichtig.
Die steigende Nachfrage will befriedigt werden: Die Zahl der Betriebe in einem der neun Ökoverbänden ist nach Angaben des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf 11.030 gestiegen. Auch die Anbaufläche legte um gut fünf Prozent zu. Die Bauern finden besonders im Fachhandel Abnehmer. Während der Verkauf in Reformhäusern und auf dem Wochenmarkt zurückging, stieg er in spezialisierten Bio-Läden und -Supermärkten sowie in Drogeriemärkten an. Auch die Bestellungen im Internet nahmen zu, Bringdienste wie die wöchentliche Kiste mit Bio-Gemüse stiegen ebenfalls deutlich in der Gunst der Verbraucher.
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