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Zwar übernimmt erstmals eine Frau die Leitung einer Vatikanbehörde, doch in der katholischen Kirche können Frauen weiterhin nicht zu Diakoninnen oder Priesterinnen geweiht werden.
Durchbruch im Vatikan?
Frau übernimmt erstmals Vatikanbehörde
Im Vatikan hat der Papst erstmals eine Frau an die Spitze eines "Ministeriums" gesetzt. Doch weiterhin bleibt die Weihe das Auswahlkriterium für die machtvollen Positionen. Diese bleibt Frauen auch unter Papst Franziskus wohl verwehrt.

Gleich zu Jahresbeginn hat Papst Franziskus im Vatikan Geschichte geschrieben: Zum ersten Mal hat er einer Frau die Leitung einer Vatikanbehörde überantwortet. Die italienische Ordensschwester Simona Brambilla ist künftig die Chefin im "Dikasterium für die Institute des gottgeweihten Lebens und Gesellschaften des apostolischen Lebens". Oder einfacher formuliert: Sie ist die Ministerin, die für die katholischen Ordensleute weltweit verantwortlich ist. 

Laut vatikanischem Presseamt ist die 59-Jährige die erste Präfektin in der Geschichte des Kirchenstaats. Die Behörde, die sie nun leitet, dürfte sie bereits in- und auswendig kennen. Bislang rangierte Brambilla, die früher als Krankenschwester und Missionarin tätig war, im Amt der Sekretärin als Nummer zwei in der Führungsebene, hinter João Kardinal Braz de Aviz.

Dass die promovierte Psychologin nun die Leitung der Behörde übernimmt, ist eine Folge aus der Kurienreform von Papst Franziskus aus dem Jahr 2022. In der Apostolischen Konstitution "Praedicate Evangelium" hatte der Papst die höchsten Ämter der Kurie für Laien geöffnet. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis eine Frau von ihm zur Ministerin ernannt wird. 

Im Pontifikat von Franziskus ist der Anteil von Frauen, die im Vatikan in Führungspositionen sitzen, deutlich gestiegen. So werden beispielsweise die Vatikanischen Museen seit 2016 von der Kunsthistorikerin Barbara Jatta geleitet. 2022 wurde Schwester Raffaella Petrini zur Vize-Regierungschefin des Vatikanstaats ernannt und spricht bei der Auswahl der Bischöfe mit.

Schleichender Prozess statt echter Revolution

Auch sonst werden Frauen immer wieder von Franziskus in den Fokus gerückt. 2016 hat er das Ritual der Fußwaschung an Gründonnerstag - eine Geste der Demut - offiziell auch für Frauen geöffnet. Im vergangenen Jahr nahmen daran erstmals ausschließlich Frauen teil, Gefangene einer römischen Haftanstalt. Franziskus' Vorgänger hatten nur geweihten Priestern die Füße gewaschen. Es hat sich in den vergangenen Jahren also einiges getan, was die Stellung von Frauen in der katholischen Kirche angeht. Doch ist das mehr ein schleichender Prozess als eine echte Revolution. Und geradlinig ist der Weg bei Weitem nicht. 

So hatte der Papst mit der im vergangenen Herbst zu Ende gegangenen Weltsynode zwar Frauen neue Wege der Teilhabe eröffnet - und dennoch viele enttäuscht. Zum ersten Mal hatten nicht nur Bischöfe, sondern auch Ordensvertreter und Laien bei einer Bischofssynode ein Stimmrecht, unter ihnen rund 50 Frauen. Doch die Frage des Zugangs von Frauen zu Weiheämtern wurde nicht geklärt. Frauen können in der katholischen Kirche noch immer nicht zu Diakoninnen oder Priesterinnen geweiht werden und viele bezweifeln, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändern wird. 

Was während Teil eins der Synode eine viel diskutierte Frage war, wurde vor Teil zwei im vergangenen Jahr von Papst Franziskus persönlich aus dem zu debattierenden Themenkatalog ausgeklammert. Eine Kommission hat sich der Frage der Stellung der Frau in der Kirche angenommen und soll dem Papst bis Juni die Ergebnisse ihrer Beratung vorlegen. Die Arbeitsgruppe ist im Dikasterium für Glaubensfragen angegliedert - und rein männlich besetzt. Vor allem in Deutschland ist dieses Vorgehen auf Kritik gestoßen.

"Ich bin damit nicht zufrieden", sagte Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Ende Oktober zum Abschluss der Weltsynode. Auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, wertete deren Ergebnisse bezüglich der Rolle der Frau in der katholischen Kirche als Enttäuschung. Nach wie vor schätze die Kirche die Frauen unter anderem für ihre Mütterlichkeit und Warmherzigkeit, "nicht aber für Fähigkeiten des Führens, des Entscheidens, der Bekleidung kirchlicher Weiheämter", sagt sie. 

Zuständigkeitsbereich Brambillas ist "weiblich"

Auch die erste Ministerin im Vatikan ist nicht der große Durchbruch. Simona Brambillas Zuständigkeitsbereich ist vor allem "weiblich". In der katholischen Kirche gibt es rund 178.000 Ordensmänner, aber fast 600.000 Ordensfrauen. Die restlichen 15 Ministerien im Vatikan, in denen es um Glaubensfragen oder Finanzen geht, werden weiter von Männern verantwortet. Ein weiterer Fakt, der die Euphorie über die Ernennung einer Frau zur Ministerin dämpft.

Brambilla ist zwar die einzige weibliche Dikasteriumsleiterin, also Präfektin, wie die Minister im Vatikan heißen. Mit ihrer Ernennung bekommt die Führungsriege der Behörde aber auch einen neuen Posten: Brambilla hat nicht nur wie üblich einen Sekretär. Als neue Hierarchie zwischen ihr und der Nummer zwei wird Brambilla ein Pro-Präfekt zur Seite gestellt. Warum, dazu äußerte sich der Vatikan bislang nicht. Zur Besetzung schon: Den Posten bekleidet Kardinal Angel Fernandez Artime. Ein geweihter Mann.