Auch die Familie der Weihnachtsgeschichte sei nicht die "perfekte harmonische Familie", als die sie oft dargestellt werde. "Wir feiern die Geburt eines Kindes. Die Botschaft lautet: In der Verletzlichkeit des Lebens, die wir alle immer wieder spüren, da zeigt sich Gott", betonte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Die meisten Kirchgänger verbänden große Erwartungen mit dem Fest, die Sorgen seien daher oft umso präsenter, gab Käßmann zu bedenken. "Da sind Jugendliche, die von den Eltern gedrängt wurden, in die Kirche mitzukommen, Menschen in Ehekrisen, Menschen, die jemanden verloren haben, oder solche, die Angst vor der Zukunft haben. Und all das wird mit großen Weihnachtsgefühlen und Erinnerungen an frühere Weihnachten verbunden."
Der Weihnachtsgottesdienst könne geben, "was die Menschen angesichts der negativen Nachrichtenflut am meisten brauchen: Hoffnung und Zuversicht", sagte die Theologin. "Was besseres, als dass Menschen dankbar und getröstet in den Heiligen Abend gehen, kann es eigentlich nicht geben."
Der besondere Wert des Weihnachtsgottesdienstes liege auch in den Wiederholungen. Es gebe Halt, die gleiche Geschichte jedes Jahr neu zu hören und altbekannte Lieder wie "O du fröhliche" oder "Stille Nacht" zu singen. "Das verknüpft die Jahrzehnte unseres Lebens, und uns mit unserer Kindheit. Rituale tun gut."
Weihnachten bedeute außerdem Hoffnung für die Welt: "Die Botschaft der Engel lautet: Friede auf Erden - Ausrufungszeichen! Es ist möglich, dass wir in Frieden miteinander leben."