Portrait eines jungen Zimmermanns
Cottonbro studio/ Pexels (M)
Vermutlich wäre Jesus ein Zimmermann geworden.
Erhellend. Unterwegs im Advent
Erhellende Fakten rund um Weihnachten
Wie lange wird Weihnachten schon gefeiert? Wie sah der Stall wirklich aus, in dem Jesus geboren wurde? Welchen Beruf hätte Jesus eigentlich ausüben sollen? evangelisch.de-Mitarbeiterin Pamela Barke beantwortet all diese Fragen und noch weitere.

Seit wann gibt es das Weihnachtsfest?

Gefühlt müsste es das Weihnachtsfest eigentlich schon immer gegeben haben, seit dem Jahr 0. Denn das Fest wird weltweit intensiv und auch sehr traditionell gefeiert. Aber es hat nach Jesu Geburt eine Weile gedauert, bis sich ein Fest dazu etabliert hat. Das Wort "Weihnachten" ist sogar erst 1170 zu lesen, nämlich als mittelhochdeutsches Wort "ze wihen nahten". Das stammt vermutlich aus dem Gebet "nox sancta" (Heilige Nacht) aus der lateinischen Christmette. Der Feiertag selbst ist erstmals im Jahr 336 aus Rom belegt. Allerdings hat die römische Kultur da zunächst etwas anderes gefeiert: den Kult des Gottes "Sol invictus" (Unbesiegbare Sonne), zum Zeitpunkt der Wintersonnenwende. Verbunden war das mit einer Feier zur Geburt (aha!) der römischen Gottheit Mithras – und eventuell auch mit den ausgelassenen, um nicht zu sagen: orgiastischen Feiern zu Ehren des Saturn, den Saturnalien. Auch das Germanentum kannte das Fest der Wintersonnenwende. Das alles hat das Christentum umgemünzt in eine Feier am dunkelsten Tag des Jahres zu Ehren der Geburt Jesu Christi als Licht der Welt.

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War Weihnachten damals idyllisch?

Stille Nacht? Heilige Nacht? Was das gleichnamige Weihnachtslied (1818) besingt, ist zwar eine wichtige, von der Romantik geprägte Aussage für die Innigkeit des Glaubens – es geht aber voll an der Realität zu Zeiten Jesu vorbei. Das biblische Land Palästina war von den Römern besetzt. Wer sich politisch opportun verhielt, hatte wenig zu befürchten. Wer jedoch in den Verdacht kam, den römischen Gottkaiser oder die römische Staatsmacht abzulehnen, bekam die Härte des römischen Reiches zu spüren. Davon erzählt die Lebensgeschichte Jesu in aller Drastik. Zudem musste sich, wie das Lukasevangelium in der Weihnachtsgeschichte erzählt, Maria als hochschwangere Frau mit zur Reise in den Geburtsort ihres Verlobten aufmachen. Die Niederkunft in der Armut des Stalls war für Mutter und Kind hochgefährlich. 

Wie sah der Stall wirklich aus, in dem Jesus geboren wurde

In vielen Kirchen, in vielen Wohnzimmer und auf Weihnachtsmärkten sehen wir den Stall dargestellt, in dem Jesus geboren wurde. Damit holen wir Christ:innen die biblische Weihnachtsgeschichte als Erinnerung in unser Leben hinein – wie eine kleine Lesung aus der Bibel, wie ein "Standbild". In Deutschland ist der Stall immer ein Holzschuppen, oft ärmlich, mit zerfranstem Dach. Denn steht es ja in der Bibel: weil in Betlehem nirgendwo sonst mehr eine Herberge zu finden war, "gebar Maria ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe" (Lukas 2,7). Wenn wir uns aber Darstellungen dieser ärmlichen Futterkrippe in aller Welt ansehen, ist zu merken: jede Kultur stellt Krippe und Stall auf ihre Weise dar - von Japan bis Mexiko, von Afrika bis Finnland. Im Mittelmeerraum, zu dem das Palästina der Zeit Jesu gehört, wurden aber in der Realität immer schon vorhandene Höhlengewölbe als Tierunterkunft genutzt. Und so gruppieren zum Beispiel die detailfreudigen neapolitanischen Krippen ihre Gesellschaftsbilder mit allen vorstellbaren Berufsgruppen immer um eine Felsenhöhle mit der biblischen Familie.

Was hatten die Eltern für einen Beruf für Jesus vorgesehen? 

Zu biblischen Zeiten gab es keine individuelle Berufswahl von jugendlichen Menschen wie in der heutigen Moderne. Das war Teil der sozialen Sicherung: der Beruf blieb innerhalb der Familie. Werkzeuge, Kenntnisse, gesellschaftlicher Status gingen von Generation zu Generation. Daraus konnte und durfte niemand ausbrechen, eigentlich. Matthäus 13,55 nennt Josef "tekton" (griech. Architekt, Baumeister). Das übersetzte Martin Luther für seine deutsche Bibel mit "Zimmermann". Denn er wollte die Bibel für die deutsche Sprachwelt verständlich machen und ging dafür von der spätmittelalterlich deutschen Methode aus, Häuser zu bauen. Jesus hätte also eigentlich den Beruf seines Vaters ergreifen müssen, Hausbauer oder eben: Zimmermann. Und stattdessen? Wir wissen es: er begegnete Johannes dem Täufer in der Wüste und wurde Wanderprediger. Der Rest ist Geschichte.