Die Entscheidung, "dass einem verurteilten Sexualstraftäter die Ehre erwiesen wird, einen Straßennamen zu tragen", rücke den Markt Eslarn in ein schlechtes Licht. Die größten Verlierer seien die Opfer seelischer, körperlicher und sexueller Gewalt, "nicht nur die Opfer von Georg Zimmermann, sondern alle Missbrauchsopfer".
Am Sonntag hatten die Bürgerinnen und Bürger von Eslarn über eine Umbenennung der Georg-Zimmermann-Straße abstimmen können. Eine Mehrheit sprach sich gegen eine Umbenennung aus. Im Mai dieses Jahres hatte der Marktgemeinderat diese beschlossen. Doch die Bürger entschieden sich mit 57,6 Prozent der Stimmen dagegen. 1.360 Bürger gaben ihre Stimme ab, wesentlich mehr als in der Straße wohnen. Die Wahlbeteiligung lag bei 62,6 Prozent. Josefa Schalk, ein Mitglied des Betroffenenbeirats des Bistums Regensburg, sagte, sie sei "traurig und entsetzt, dass 778 Menschen für die Ehrung eines Missbrauchstäters gestimmt haben".
Der katholische Geistliche und Internatsleiter der Regensburger Domspatzen, Georg Zimmermann (1916-1984) war 1969 wegen sexuellen Missbrauchs zu einer Haftstrafe von 20 Monaten verurteilt worden. Das Gericht ermittelte sechs Betroffene. Der Staatsanwalt habe aber bereits damals "von einer Spitze des Eisbergs" gesprochen, erläuterte der Bürgermeister. Nicht alle Fälle seien aufgearbeitet worden, weil man den Jugendlichen eine Aussage habe ersparen wollen. Laut Betroffenenbeirat des Bistums Regensburg hätten sich inzwischen neun Opfer von Missbrauch durch den Internatsdirektor der Domspatzen gemeldet.
Mit Spannung werde das Ergebnis der Unabhängigen Aufarbeitungskommission des Bistums Regensburg erwartet, sagte Bürgermeister Gäbl weiter. Zu klären sei, warum Zimmermann "dreimal plötzlich von seinen kirchlichen Ämtern abgezogen wurde". Zimmermann lebte bis zu seinem Tod 1984 in Eslarn. Nach der Priesterweihe 1949 nahm er ein Studium der Musik auf und war ab 1959 Internatsdirektor bei den Regensburger Domspatzen. Diese Position musste er nach einem knappen Jahr aufgeben. Er ließ sich in Eslarn nieder und bildete Knaben im Chorgesang aus. Auch einen Posten als Diözesanmusikdirektor musste er aufgeben.
Trotzdem ehrte ihn seine Heimatgemeinde 1993 mit der Benennung eines Straßenzugs. Das Bürgerbegehren hatten Anwohner initiiert, weil sie Kosten und Aufwand durch die Umbenennung der Straße fürchteten. Sie verurteilten zwar die Taten des Missbrauchstäters, plädierten aber für ein Schild mit zusätzlichen Informationen über Georg Zimmermann.