Heinrich Bedford-Strohm
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Heinrich Bedford-Strohm zur US-Wahl 2024.
US-Präsidentenwahl
Bedford-Strohm sieht US-Demokratie nach Trump-Wahl vor Stresstest
Nach dem Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl sieht der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, "wesentliche Grundpfeiler der Demokratie" in den Vereinigten Staaten in Gefahr.

"Es gibt derzeit keinen Grund, nicht zu glauben, dass er die vielen unmenschlichen Dinge, die er im Wahlkampf angekündigt hat, nicht auch umsetzen wird", sagte der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) mit Sitz in Genf.

Bedford-Strohm, der mit einer US-Amerikanerin verheiratet ist und die christliche Szene in den USA gut kennt, bezeichnete die bevorstehenden vier Präsidentschaftsjahre von Trump als "schwere Belastungsprobe". Dass Trump trotz seines unethischen Redens und Verhaltens ein zweites Mal nach 2016 gewählt wurde, mache ihm große Sorge: "Er kann jetzt durchregieren." Nach aktuellen Hochrechnungen könnten die Republikaner auch eine Mehrheit in beiden Kongresskammern erhalten. Auch der Oberste Gerichtshof sei in Republikaner-Hand.

Konkret befürchtet Bedford-Strohm, dass Trump seine menschenverachtenden Pläne wie die Deportation von Millionen illegalen Migranten umsetzen will: "Auch wenn sie gegen alle internationalen Rechtskonventionen verstoßen." Verstöße gegen Verträge und geltendes Recht störten Trump nicht: "Das ist der Geist, mit dem er in dieses Amt gehen wird", so der frühere bayerische Landesbischof: "Er hat selbst das Wort 'Diktator' in den Mund genommen." Der Republikaner werde "ohne Rücksicht auf Verluste bestimmte Themen sofort angehen".

Bedford-Strohm hofft, dass "die Religionsgemeinschaften und die Kirchen in den USA" eine Kraft sein können, die die gespaltene US-Gesellschaft wieder zusammenbringt. Von einem US-Präsidenten wie Trump sei dies jedenfalls nicht zu erwarten. Zugleich kritisierte er erneut, dass sich vor allem evangelikale Prediger "vor den politischen Karren" der Republikaner hätten spannen lassen: "Christen müssen sich politisch einmischen, aber vom Evangelium her und nicht andersherum, wie das in den vergangenen Wochen in den USA passiert ist." Die Christen glaubten an den Bergprediger, der die Liebe Gottes "allen Menschen gegenüber zur zentralen Maxime unseres Handelns gemacht hat".

Der frühere EKD-Ratschef reagierte auch auf die Rede Trumps nach der Wahl, in der dieser mit Blick auf das gescheiterte Attentat Mitte Juli gesagt hatte: "Viele Menschen sagten mir, dass Gott mein Leben aus einem bestimmten Grund verschont habe, und dieser Grund ist, unser Land zu retten." Diese Verknüpfung, sich als "Werkzeug Gottes" zu sehen, sei auch der Grund, warum viele Konservative über die moralisch-ethischen Defizite Trumps hinwegsähen, sagte Bedford-Strohm. Einige begründeten dies auch mit Verweisen aufs Alte Testament, etwa auf den des Ehebruchs schuldigen König David.