Schüler im Treppenraum der Lukas-Hauptschule in München-Laim.
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Schülerinnen im Treppenraum der Lukas-Hauptschule in München-Laim.
Drei Fragen an neue Vorständin
"Evangelische Schulen können Zukunft der Kirche mitbestimmen"
Ute Wania-Olbrich ist die neue Vorständin der Evangelischen Schulstiftung in Bayern. Im Interview spricht sie über die Bedeutung christlicher Lehrräume - und wieso sie für Kinder, die Kirche und die Gesellschaft wichtig sind.

Die Evangelische Schulstiftung in Bayern ist der Dachverband der evangelischen Schulträger und der Zusammenschluss der rund 160 evangelischen Schulen, Internate und Schülerheime im Freistaat. Am heutigen Dienstag (5. November) wird Ute Wania-Olbrich um 15 Uhr in der Lorenzkirche als neue geschäftsführende Vorständin offiziell in ihr Amt eingeführt.

Die 62-jährige Pfarrerin und Lehrerin für Mathematik und Religion löst damit die beiden ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder Mark Meinhard und Mathias Hartmann ab. Insgesamt haben evangelische Schulen rund 25.000 Schülerinnen und Schüler sowie über 3.800 Mitarbeitende.

epd: Frau Wania-Olbrich, was reizt Sie am Vorständinnen-Posten der Evangelischen Schulstiftung in Bayern?

Wania-Olbrich: Ich bin aus tiefster Überzeugung vor 15 Jahren ins evangelische Schulwesen gewechselt. Ich kenne sowohl staatliche als auch kirchliche Schulen und kann diese Erfahrungen in der neuen Position sehr gut nutzen. Nach elf Jahren als Schulleiterin der Laurentius-Fachoberschule und des Laurentius-Gymnasiums in Neuendettelsau wollte ich noch mal eine neue Aufgabe übernehmen. Ich möchte für evangelische Schulen kämpfen, denn sie leisten etwas Zentrales für die Gesellschaft. Das muss auch in Zukunft möglich sein, selbst in schwieriger werdenden Zeiten, etwa wegen sinkender Zuschüsse der Landeskirche.

Ute Wania-Olbrich tritt heute den Posten als neue geschäftsführende Vorständin der Evangelischen Schulstiftung in Bayern an.

Warum sind evangelische Schulen so wichtig für die Gesellschaft?

Wania-Olbrich: Evangelischen Schulen liegt ein christliches Menschenbild zugrunde, das etwa besagt, dass der Mensch nicht nur das ist, was er leistet, sondern mehr. Die Schulen bieten Kindern Entwicklungsräume und altersgemäßen Schutz vor Belastungen von außen, wie etwa Kriegsnachrichten. Sie helfen jungen Menschen, ihre Persönlichkeit und ihren Ort in der Gesellschaft zu finden. Die Kinder und Jugendlichen lernen, wie sie sich auf Grundlage christlicher Werte in gesellschaftliche Prozesse einbringen können, wie sie offen für andere werden, ohne Angst vor dem Fremden. Das braucht die Gesellschaft dringend. Je säkularer die Gesellschaft wird, umso interessanter werden evangelische Schulen. Hier passiert Kirche, evangelisches Glaubensleben. Ich hoffe, dass die Kirche erkennt, dass die evangelischen Schulen ihre Zukunft mitbestimmen können.

Sie sind Lehrerin für Mathematik und Religion - sind das nicht zwei sehr gegensätzliche Fächer?

Wania-Olbrich: Ich fand die Kombination immer unglaublich reizvoll! Ich wollte gerne Mathematik studieren und suchte ein Zweitfach. Damals rieten alle Fakultäten von einem Lehramtsstudium ab. Die Theologen an der Universität haben als einzige gesagt: Wir freuen uns, wenn Sie kommen! Mir war es immer wichtig, beide Wissenschaften zu verbinden. Eine leistungsorientierte Gesellschaft und die Rechtfertigungstheologie, Ökonomie und Pädagogik, Management und Spiritualität müssen zusammen gedacht werden. Ich finde, das geht bestens.