"Im Kern geht es um ein Kirchenbild: Wir wollen Leute anziehen, die Flexibilität nicht scheuen", sagte der Prälat der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch): "Als angestellte Person kann man ohne Schwierigkeiten für einen anderen Arbeitgeber arbeiten und später wieder zurückkehren - das ist für die Kirche gut, weil ein Wechsel neue Horizonte eröffnet."
Angestellte könnten am Ende ihres Berufslebens auch einen Schritt auf der Karriereleiter zurückgehen, ohne wie Beamte die Höhe ihrer Pension zu gefährden, fügte Prälat zur Nieden hinzu. Zum Punkt Sicherheit sagte der Theologe: "Keine aktive Pfarrperson muss sich heute Sorgen um ihre Pension machen. Aber wer jetzt erst den Pfarrberuf ergreift, tritt nach 2060 in den Ruhestand. Bis dahin sinkt unsere Finanzkraft. Und die Beamtenpensionen sind auch nicht in vollem Umfang gegenfinanziert."
Auch die Kosten der Beihilfe für Verbeamtete, also für deren medizinische Versorgung, seien nicht zu steuern, sagte der 61-Jährige: "Ich würde als Berufsanfänger im Angestelltenverhältnis daher ruhiger schlafen. So ist man gesetzlich rentenversichert und unabhängig von der kirchlichen Entwicklung."
Es müsse sich auch niemand Sorgen machen, als angestellter Pfarrer entlassen zu werden: "In unserer Landeskirche geht bis 2032 etwa die Hälfte aller Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand. An vielen theologischen Fakultäten sehen wir zugleich sehr niedrige, sogar einstellige Anfängerzahlen. Selbst bei einer sehr schwierigen Entwicklung könnten wir die wenigen Pfarrpersonen, die nachkommen, immer noch bezahlen."
Man suche die enge Abstimmung mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und den anderen Landeskirchen, sagt der Prälat, der der theologische Stellvertreter von Bischöfin Beate Hofmann ist: "Wir möchten, dass ernsthaft und offen über die drängenden Zukunftsfragen gesprochen wird und wollen auch zu gemeinsamen Lösungen kommen."
In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck leben nach eigenen Angaben etwa 710.000 evangelische Christinnen und Christen in rund 700 Kirchengemeinden, die meisten davon in ländlichen Regionen.