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25. Oktober, 3sat, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Zwingli – Der Reformator"
Für die eher überschaubaren Schweizer Produktionsverhältnisse war "Zwingli" mit einem Budget von sechs Millionen Franken einer der teuersten Filme überhaupt. Ein guter Teil der Summe ist aus Deutschland gekommen: Eikon, die Produktionsfirma der Evangelischen Kirche, ist Koproduzent.

Was den Deutschen ihr Luther, ist den Schweizern ihr Zwingli. Hierzulande steht der Zürcher Reformator im Schatten des weltberühmten Vordenkers, aber in der Religionsgeschichte der Schweiz spielt Ulrich Zwingli eine ebenso große Rolle. Trotzdem war es nicht verkehrt, dass die Produzenten dieser filmischen Hommage an den Theologen und Priester gewartet haben, bis sich der Trubel des Lutherjahrs (2017) gelegt hatte. Auf einen gewissen Jubiläumseffekt konnten sie zur Premiere des Films (2019) trotzdem setzen: 500 Jahre zuvor war Zwingli zum Priester am Zürcher Großmünster berufen worden. Die Vorgeschichte mit den Stationen in Glarus und seine "Verbannung" nach Einsiedeln blendet das Drehbuch (Simone Schmid) kurzerhand aus, zumal immer noch genug Stoff übrig bleibt. 

Kaum im Amt, legt sich Zwingli (Max Simonischek) mit den kirchlichen Honoratioren an, indem er ankündigt, die Messe fortan nicht mehr auf Latein zu lesen. Außerdem will er dafür sorgen, dass die Gottesdienstbesucher die Bibel kennenlernen. Mit seiner Verkündung, in der Heiligen Schrift stehe nichts von einem Fegefeuer, folglich existiere es auch nicht, rüttelt er an den Grundfesten der klerikalen Macht, die zu großen Teilen auf Unwissenheit und Angst der einfachen Leute basiert. Das Volk kennt die Heilige Schrift nur vom Hörensagen und hat sich tausend Jahre lang vor einem strafenden Gott gefürchtet.

Zwingli wird endgültig zum Revolutionär, als er fordert, die Klöster zu schließen und deren Reichtümer dafür zu verwenden, darbende Menschen vor dem Hungertod zu bewahren. Gegen den Zölibat ist er ohnehin; er heiratet und zeugt vier Kinder. Kein Wunder, dass ihn die katholische Kirche mit allen Mitteln bekämpfen will: Der Klerus bangt nicht nur um seine Pfründe, sondern vor allem um die Deutungshoheit über die Bibel. Bei einem derartigen Stoff lassen sich theologische Dispute kaum vermeiden. Die Qualität des Drehbuchs wie auch der Umsetzung besteht im gelungenen Balanceakt. Regisseur Stefan Haupt wollte offenkundig verhindern, dass "Zwingli" zum Seminar ausartet. Das dürfte auch die Besetzung des Hauptdarstellers erklären: Der ohnehin hünenhaft wirkende Max Simonischek, düsterer Held der "Laim"-Krimis im ZDF, verkörpert den Priester sehr viril und fast als klassischen Helden.

Außerdem gestaltet der Film den Diskurs als Zweikampf zwischen Zwingli und Johann Faber (Oscar Sales Bingisser). Der Generalvikar des Bistums Konstanz, zu dem Zürich damals gehörte, prophezeit die Apokalypse, wenn alle alten Regeln abgeschafft würden. Eine entscheidende Rolle bei den entsprechenden Auseinandersetzungen spielt zudem der Zürcher Bürgermeister, den Stefan Kurt im Kontrast zu den Kirchenhäuptern als modernen weltoffenen Menschen verkörpert. 

Dieser Zuspitzung verdankt der Film nicht nur seinen dramaturgischen Reiz, sie ist auch nötig, um halbwegs ermessen zu können, warum der Reformator als Aufrührer galt. In anderen Kantonen wurde seinesgleichen der Blasphemie sowie der Ketzerei beschuldigt und endete auf dem Scheiterhaufen; die Reformation war buchstäblich ein Spiel mit dem Feuer. Einigen von Zwinglis Mitstreitern sind seine Forderungen trotzdem nicht radikal genug; eine weitere Parallele zu Martin Luther. Auf den deutschen Kollegen ist Zwingli beim sogenannten Marburger Religionsgespräch (1529) getroffen.

Anders als Luther war der Schweizer gegen eine Trennung von äußeren Belangen, für die der Staat zuständig sein sollte, sowie der geistigen Welt, die der Kirche obläge. Das Drehbuch reduziert das Streitgespräch jedoch auf einen Nebensatz; zum Ausgleich bleibt den Zuschauern auch Zwinglis gewaltsames Ende beim Religionskrieg gegen die altgläubigen Innerschweizer erspart. Für die eher überschaubaren Schweizer Produktionsverhältnisse war "Zwingli" mit einem Budget von sechs Millionen Franken einer der teuersten Filme überhaupt. Ein guter Teil der Summe ist aus Deutschland gekommen.

Eikon, die Produktionsfirma der Evangelischen Kirche, ist Koproduzent; der Abspann nennt gleich mehrere Landeskirche als Geldgeber. Gottesdienste mit vielen Komparsen und aufwändig rekonstruierte Marktplatzszenen sorgen für entsprechende Schauwerte. Einige Einstellungen gerade zu Beginn rücken die Ausstattung allerdings allzu sehr in den Vordergrund; solche Aufnahmen lassen Filme dieser Art stets eine Ausflugsreportage über ein Freilichtmuseum wirken. Trotzdem ist das historische Drama auch mit einer Dauer von gut zwei Stunden nicht zu lang geraten.