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22. Oktober, 3sat, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Schwarzach 23 und der Schädel des Saatans"
"Saatan" ist kein Schreibfehler, sondern ein Wortspiel: Zidinger (Andreas Giebel) war der größte Maisbauer der Gegend. Seine ersprießliche Monokultur ist das Ergebnis einer Radikalkur mit Pestiziden. Saatgut, Dünger und Unkrautvernichtung stammen allesamt vom Weltmarktführer Sax.

Der Auftakt des dritten Krimis mit der oberbayerischen Polizistenfamilie Germinger war typisch für den herzerfrischend makabren Stil der leider bereits nach vier Filmen eingestellten Reihe (2015 bis 2020). Eine eifersüchtige Verfolgungsjagd quer durchs Maisfeld findet ein abruptes Ende: Der Kopf von Bauer Zidinger ist auf einem Pfahl aufgespießt worden. Das Verbrechen sowie die mit allerlei schaurigen Installationen dekorierten Warnschilder "Kampf dem "Saatan" erinnern an heidnische Bräuche. "Saatan" ist kein Schreibfehler, sondern ein Wortspiel: Zidinger (Andreas Giebel) war der größte Maisbauer der Gegend.

Seine ersprießliche Monokultur ist das Ergebnis einer Radikalkur mit Pestiziden. Saatgut, Dünger und Unkrautvernichtung stammen allesamt vom Weltmarktführer Sax. Für die Transparente ist Zidingers Sohn Alois (David Zimmerschied) verantwortlich. Auf seinem eigenen Hof hängt auch eins, mit dem er klar macht, er sei kein "Sax-Sklave". Weil seine eigenen Felder jedoch von denen seines alten Herrn umzingelt sind, hat sein Biohof das Öko-Zertifikat verloren; jetzt ist er pleite und somit der perfekte Verdächtige. Das gilt allerdings auch für seine Mutter (Marion Mitterhammer): Der Gatte hat sie schamlos mit einer anderen betrogen; nun erbt sie das gesamte Vermögen.

Christian Jeltsch (Buch) und Matthias Tiefenbacher (Regie) waren auch schon für die beiden ersten "Schwarzach"-Filme verantwortlich, weshalb "Und der Schädel des Saatans" in jeder Hinsicht an die beiden anderen Krimikomödien anknüpft; die Visionen von Franz Germinger (Maximilian Brückner), beim ersten Mal noch wesentliches Element der Handlung, beim zweiten Mal schon stark reduziert, spielen diesmal allerdings kaum noch eine Rolle. Das macht aber nichts, weil der Film ohnehin von den Figuren lebt.

Gegenspieler von Hauptkommissar Germinger und seinem Vater, dem Ex-Polizisten, ist Sax-Repräsentant Joon de Ville (Dominique Horwitz), und wenn man den Nachnamen auf dem "de" betont, weiß man, wer der Schurke der Geschichte ist. Germinger senior (Friedrich von Thun) hat ohnehin eine alte Rechnung mit dem Manager offen, weil der ihm einst die Frau (Gundi Ellert) ausspannen wollte. Auch Franz findet de Ville auf Anhieb unsympathisch; die süffisanten Dialogduelle zwischen Brückner und Horwitz gehören zu den besten Szenen des Films. 

Während der Auftakt der Reihe, "Die Hand des Todes" (2015), noch ausdrücklich Western-Elemente enthielt, begnügt sich Tiefenbachers Umsetzung diesmal mit Anspielungen auf frühere Film-Epochen. Die Musik zum Beispiel klingt zu Beginn nach frühen Siebzigern, weshalb die ersten Szenen (vom Auftakt abgesehen) fast wie eine Parodie wirken; auch das Sommerlicht widerspricht der eher kühlen Gegenwartsästhetik der sonstigen ZDF-Krimis. In diesem Stil geht es weiter: Als Franz’ Schwester Anna (Marlene Morreis) einen Warnschuss in die Luft abgibt, fällt prompt eine Krähe vom Himmel.

Ein Schmankerl sind auch die Hitchcock-Reminiszenzen. Das gilt neben einem "Vertigo-Zoom" vor allem für einen Angriff auf Germinger junior, eine Hommage an die berühmte Maisfeldszene aus "Der unsichtbare Dritte" (1959), in der der Held von einem Flugzeug zur Schädlingsbekämpfung attackiert wird; bei Jeltsch und Tiefenbacher übernimmt eine Pestizid-Drohne den Job. Germinger geht tatsächlich k.o. und gerät in Lebensgefahr, kommt auf diese Weise aber immerhin Zidingers Ableben auf die Spur; der Regisseur und sein Kameramann Hanno Lentz haben allerdings schon vorher dank spezieller Kamerawinkel dafür gesorgt, dass die Landmaschinen ausgesprochen bedrohlich wirken.

Mindestens so grausig wie der aufgespießte Kopf ist Alois Zidingers Sammlung missgebildeter Ferkel; in seinem Pestizid-Delirium sieht sich auch Franz Germinger als Kuriosität in Formaldehyd. Zum amüsanten Ausgleich erfreut Jeltsch immer wieder mit witzigen Dialogen: Franz schmiert seiner vegetarisch lebenden Tochter ein Pausenbrot mit Grinsewurst und versichert ihr, der Brotbelag sei derart billig gewesen, dass er garantiert kein Fleisch enthalte. 

Gespielt ist das alles ohnehin vorzüglich, weil sich auch die Schauspieler scheinbar mühelos auf dem schmalen Grat zwischen Krimi und Parodie bewegen. Außerdem ist "Der Schädel des Saatans" schon in den ersten fünf Minuten witziger und origineller als viele Krimikomödien in neunzig Minuten. Selbst wenn der Film das Tempo des flotten Auftakts nicht durchhält: Unterhaltsam und spannend bleibt er fast bis zum Ende. Ausgerechnet der abrupte Schluss ist allerdings recht unbefriedigend.