Zu sehen sind 78 ikonische Darstellungen aus mindestens sieben Ländern, überwiegend aus Russland und Griechenland. Die exakte Herkunft sei häufig nicht zu bestimmen, weil die Maler "hinter ihrem Werk zurücktreten" und die wenigsten Werke signiert seien, erklärt die kuratorische Leiterin Konstanze Runge. Die Ikonen seien zwischen dem 15. und 21. Jahrhundert entstanden, verwiesen allerdings auf Frauenbiografien aus frühchristlicher Zeit bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert.
Die Ausstellung erzählt in acht Kapiteln von 54 inspirierenden, unerschrockenen und einflussreichen Frauen, von Nonnen und Herrscherinnen, Helferinnen und Heilerinnen. Den Auftakt macht Eva in der Geschichte von Schöpfung und Sündenfall. Die Schuld am Sündenfall wurde von den christlichen Kirchen lange genutzt, um die Unterordnung der Frau zu begründen. Maria wiederum hat als Mutter von Jesus eine bedeutende Rolle bei der Erlösung von Sünde und Tod.
Den größten Raum in der Ausstellung nimmt das Kapitel der Märtyrerinnen ein. Ihre Geschichten sind Thema vieler sogenannter Vita-Ikonen. In detailreichen Einzelfeldern erzählen sie von unkonventionellen Lebenswegen, von Frauen, die Eheschließungen verweigerten oder männliche Autoritäten herausforderten. Sie erzählen vom unbesiegbaren Mut und gewaltsamen Tod, den die Märtyrerinnen für die Verteidigung ihres christlichen Glaubens erlitten.
Die heilige Thekla beispielsweise ist mit Märtyrerkreuz und dem Evangelium in Händen in der Mitte einer Ikone abgebildet. Um sie herum erzählen 26 kleine Bilder von ihrer Begegnung mit Paulus, ihren Wegen zum Scheiterhaufen, zur Arena mit wilden Tieren, zur Schlangengrube und auch zur Begegnung mit wilden Stieren. Sie zeigen ihre Freilassung, das Leben in einer Höhle und schließlich den Tod in einer Schlucht.
Jede Ikone hat eine Botschaft
Ikonen seien mehr als kunstfertig gestaltete Heiligendarstellungen, erklärte Kuratorin Runge. Als sakrale Medien entfalteten sie eine besondere Präsenz, holten die Heiligen in die Gegenwart und erlaubten die Kommunikation mit ihnen in Gebet und Anrufung. "Bei Ikonen ist nichts zufällig", betonte sie. In der Regel trage die gesamte Komposition mit Perspektive, Gestik und auch dem Blick der dargestellten Figuren eine Botschaft in sich.
Neben der spirituellen Dimension zeigen die Ikonen auch vielfältige Ausdrucksformen der angewandten Kunst. Malereien auf großen und kleinen Holztafeln, aus Bronze gegossene Metallikonen, Hinterglasmalerei und Medaillons sowie Schatullen in Lackmalerei sind Beispiele für die Vielfalt an Materialien und handwerklichen Techniken.
Möglich geworden sei die Schau des breiten Spektrums weiblicher Heiliger in der christlich-orthodoxen Tradition durch die erstmalige Kooperation der drei größten Ikonenmuseen Westeuropas. Die Häuser aus Kampen in den Niederlanden, Recklinghausen und Frankfurt am Main beteiligen sich nach Angaben der Kuratorin mit den ihnen verbundenen Privatsammlern.
Die Ausstellung ist vom 18. Oktober bis 19. Januar 2025 in den Räumen des Museums Angewandte Kunst zu besichtigen.