Gruppenfoto Robert Geisendörfer Preis 2024
epd-bild/Henning Kretschmer
Mit dem Robert Geisendörfer Preis, dem evangelischen Medienpreis, werden im Jahr 2024 insgesamt acht Produktionen ausgezeichnet und der Sonderpreis der Jury vergeben an den Fernsehjournalisten Peter Kloeppel.
40. Robert Geisendörfer Preis
Das sind die Gewinner:innen
Die feierliche Verleihung des Robert Geisendörfer Preises 2024 hat heute, am 8. Oktober 2024, beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) in Hamburg stattgefunden. 2024 haben insgesamt acht Produktionen den evangelischen Medienpreis erhalten. Der Journalist Peter Kloeppel, der den Sonderpreis erhielt, mahnte die Medien, sich nicht von der Kritik an den sogenannten Mainstream-Medien einschüchtern zu lassen.

Die Jury "Allgemeine Programme" hat jeweils zwei Preise für Hörfunk-, Fernseh- und Onlineformate vergeben. Die Jury "Kindermedien" hat ebenfalls zwei Preise verliehen. Außerdem hat die Ehrung des Sonderpreisträgers der Jury 2024 stattgefunden.

Die Jury "Allgemeine Programme" des Robert Geisendörfer Preises unter Leitung des Vorsitzenden, Kirchenpräsident Volker Jung, hat folgende Produktionen ausgezeichnet:

Hörfunk

Das Hörstück "Arschlochmama": Den Preis erhält Karen Muster (Autorin). Deutschlandfunk 2023, Redaktion Feature, Hörspiel, Radiokunst, Verantwortliche Redakteurin: Jenny Marrenbach. Begründung der Jury: "Arschlochmama" ist der schonungslose Blick einer Mutter in den Alltag ihrer Familie mit zwei Kindern – das Mikrofon dabei immer mittendrin. Sie zeigt auf, wie sie an ihre Grenzen geführt wird, Streits eskalieren, heftige Vorwürfe formuliert werden und sie sich dabei immer fragt, wie kann ich all dem gerecht werden. Und sie hält den Hörenden den eigenen Spiegel vor.

Die Zeitzeugenberichte "(Erzähl mir von den) Stätten des Schreckens": Den Preis erhält Florian Bänsch (Autor und Regisseur). Radio Bremen 2023, Redaktion Bremen Zwei Kultur, Verantwortlicher Redakteur: Tobias Nagorny. Begründung der Jury: Florian Bänsch ist ins Archiv von Radio Bremen gestiegen und fündig geworden. Achtzig Stunden Interviews mit Holocaust-Überlebenden, geführt von Karl Fruchtmann für dessen Dokumentarfilm "Zeugen" (1981). Aus bislang unveröffentlichtem Material destilliert Bänsch auf einzigartige Weise vier Erfahrungsberichte. Halsabschnürende Geschichten in eigenen Stimmen, die auf beeindruckende Weise auch von der Hoffnung des Weiterlebens zeugen. Bänsch zeigt uns diese Hoffnung, die auf unser aller demokratische, menschliche Verantwortung angewiesen bleibt.

Fernsehen

Das Dokudrama "Ich bin! Margot Friedländer": Den Preis erhalten Hannah Ley (Autorin) und Raymond Ley (Autor und Regisseur). Zweites Deutsches Fernsehen 2023, Redaktion Geschichte und Wissenschaft, Verantwortliche Redakteurin: Anja Greulich. Begründung der Jury: Margot Friedländer hat den Holocaust überlebt und ist aus Amerika nach Berlin zurückgekehrt. Und sie spricht als Mahnerin gegen den wachsenden Antisemitismus und für Menschlichkeit. Raymond und Hannah Ley setzen ihr mit ihrem dokudramatischen Porträtfilm "Ich bin! Margot Friedländer" ein hervorragend gelungenes Denkmal. Ein sehr lebendiges, sehr persönliches Denkmal – und ein eminent wichtiger Film.

Der Fernsehfilm "Wir haben einen Deal": Den Preis erhalten Felix Klare (Schauspieler), Felicitas Korn (Regisseurin) und Marie-Helene Schwedler (Autorin). Zweites Deutsches Fernsehen 2023, Redaktion Fernsehspiel, Verantwortliche Redakteurin: Anja Helmling-Grob. Begründung der Jury: Mit "Wir haben einen Deal" ist Drehbuchautorin Marie-Helene Schwedler, Regisseurin Felicitas Korn und ihrem Team, insbesondere auch ihrem herausragenden Hauptdarsteller Felix Klare, ein eindrücklicher Spielfilm über die systemischen gesellschaftlichen Mechanismen sexualisierter Gewalt an Kindern am Beispiel des Sports gelungen. Ein ästhetisch geradezu waghalsiges Unterfangen: Ein Film, der mit den Mitteln der Fiktion Wahrheit über die in vielen gesellschaftlichen Bereichen existierenden Zusammenhänge von Täter, Taten, Betroffenen und (Un-)Beteiligten ohne jeden falschen Ton sichtbar macht.

Online

Die dokumentarische Podcast-Serie "V13 – Die Terroranschläge in Paris": Den Preis erhält Leonhard Koppelmann (Regisseur). Südwestrundfunk, Redaktion Hörspiel und Feature, Verantwortlicher Redakteur: Manfred Hess. Begründung der Jury: Der Podcast eröffnet einen Reflexionsraum, in dem es nicht nur um die Rekonstruktion der Attentate von Paris vom 13. November 2015 geht, sondern auch darum, wie brutaler religiöser Fanatismus freie Gesellschaften bedroht. Er verschränkt spannungsreich Investigation und Detektion. Den Hörerinnen und Hörern ermöglicht er ebenso wie den Teilnehmenden und Beobachtern des Prozesses die tiefgreifende, kathartische Erfahrung geteilter Trauer.

Der Online-Award des Robert Geisendörfer Preises geht an Eva Heiligensetzer (Journalistin/Moderatorin) und Annika Fabich (Journalistin/Moderatorin) für das Faktencheck Format auf TikTok "Fakecheck", MDR für funk.

Das TikTok-Format "Fakecheck": Den Preis erhalten Annika Fabich (Journalistin und Moderatorin) und Eva Heiligensetzer (Journalistin und Moderatorin).
Mitteldeutscher Rundfunk für das Content-Netzwerk von ARD und ZDF "funk". Begründung der Jury: Das TikTok-Format "Fakecheck" überprüft Aussagen, die in TikToks getroffen werden, und bereitet die Ergebnisse in eigenen Videos auf. Die Zuschauerinnen und Zuschauer bestimmen, was gecheckt werden soll. Besonders preiswürdig sind die Tiefe der Recherche sowie der mutige Umgang mit komplexen Themen und gut organisierten, meinungsstarken Online-Communitys.

Kindermedien

Die Jury "Kindermedien" des Robert Geisendörfer Preises unter Leitung des Vorsitzenden Udo Hahn verleiht ihre Preise an folgende Produktionen:

Der Kinder-Sonderpodcast "Was ist Antisemitismus?": Den Preis erhalten Ilka Lorenzen (Autorin und Regisseurin) und Patricia Pantel (Autorin und Moderatorin). Deutschlandfunk Kultur 2023, Redaktion Kakadu – Kinderpodcast, Verantwortliche Redakteurin: Ilka Lorenzen. Begründung der Jury: Der Kakadu-Podcast "Was ist Antisemitismus?" ist ein mustergültiges Beispiel dafür, wie sich anspruchsvolle Informationen zu einem komplexen, brisanten und durchaus heiklen Thema angenehm sachlich und zielgruppengerecht aufbereiten lassen.

Die Filmbeiträge "Neue Geschichten vom Pumuckl": Den Preis erhalten Korbinian Dufter (Headautor), Matthias Pacht (Headautor) und Marcus H. Rosenmüller (Regisseur). RTL Television 2023, Redaktion Bereich Fiction, Verantwortliche Redakteure: Manuel Schlegel und Hauke Bartel. Begründung der Jury: Mit den "Neuen Geschichten vom Pumuckl" würdigt die Jury den vorbildlich gelungenen Versuch, einen Klassiker des Kinderfernsehens behutsam und auf handwerklich höchstem Niveau zu modernisieren; die Serie bietet perfekte Unterhaltung für Kinder und Eltern.

Sonderpreis der Jury 2024

Den Sonderpreis der Jury des Robert Geisendörfer Preises 2024 erhält Fernsehjournalist Peter Kloeppel. Die Jury würdigt damit Peter Kloeppels jahrzehntelanges journalistisches Engagement als Chefmoderator der Nachrichtensendung "RTL aktuell" sowie als RTL-Chefredakteur und seine Verdienste als Gründungsdirektor der RTL-Journalistenschule. 

"Wir sind etabliert, weil wir gute Arbeit geleistet haben", sagte der ehemalige RTL-Moderator Peter Kloeppel, der aus Florida zugeschaltet wurde, bei der Verleihung des Robert Geisendörfer Preises am Dienstagabend in Hamburg. Diese Arbeit müssten die Medien weiter leisten: "Wir dürfen jetzt nicht müde werden." Die Fernsehmoderatorin Julia Westlake trug die Laudatio der Moderatorin Linda Zervakis vor, die wegen eines Fahrradunfalls nicht selbst kommen konnte. Zervakis hob hervor, Kloeppel habe gewollt, "dass diejenigen, die ihm folgen, sich nicht zufriedengeben mit dem, was auf der Hand liegt". Der Moderator habe immer Unabhängigkeit bewiesen.

Begründung der Jury für die Verleihung des Sonderpreises: Peter Kloeppel prägte über drei Jahrzehnte das Bild von RTL mit. Die journalistische Seriosität der Nachrichtensendung "RTL aktuell" wird mit einer erstaunlich konstanten Reichweite belohnt und ist ? auch dank Kloeppel ? eine Ausweiskarte für das Funktionieren des dualen Systems. Nach Stationen bei RTL plus und als USA-Korrespondent wurde er 1992 Chefmoderator von "RTL aktuell". Von 2004 bis 2014 übernahm Peter Kloeppel zusätzlich die Aufgabe des Chefredakteurs von RTL. Auch in Sondersendungen zu vorwiegend politischen Themen wie der Wahlberichterstattung stellte er immer wieder seine Gabe unter Beweis, komplexe Inhalte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Viel Anerkennung hatte Kloeppel 2001 für seine siebenstündige Live-Moderation anlässlich der terroristischen Anschläge vom 11. September bekommen. Hervorzuheben ist auch Kloeppels Engagement für den Nachwuchs: 2001 war er Gründungsdirektor der RTL-Journalistenschule. Peter Kloeppel hat bleibend hohe Standards für den Nachrichtenjournalismus gesetzt und damit Robert Geisendörfers Erwartungen an gute Publizistik, den Streit der Meinungen und den offenen Diskurs in einer pluralen Gesellschaft zu fördern, mehr als entsprochen.

Moderiert wird die Verleihung des Robert Geisendörfer Preises von der Fernsehmoderatorin Julia Westlake. An dem Wettbewerb beteiligen sich jährlich öffentlich-rechtliche und private Rundfunkveranstalter sowie Verantwortliche und Kreative von Onlineformaten. Ausgezeichnet werden Hörfunk-, Fernseh- und Onlineformate aus allen Programmsparten, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Die Preise sind jeweils mit 5.000 Euro dotiert, der Sonderpreis ist undotiert.