Abtreibungsgegner halten Plakate hoch
epd-bild/Rolf Zoellner
Auf der Demonstration "Marsch für das Leben" gegen Schwangerschaftsabbrüche am Samstag (21. September) im Zentrum Berlins.
Proteste in Berlin
Demonstrationen für und gegen Abtreibungen
Jedes Jahr rufen Abtreibungsgegner und Abtreibungsbefürworter zur Demo nach Berlin. Die einen, darunter Vertreter der katholischen Kirche, kritisieren steigende Abtreibungszahlen. Die anderen wollen Schwangerschaftsabbrüche komplett legalisieren.

Mit einem Aktionstag für sexuelle Selbstbestimmung und dem 20. "Marsch für das Leben" ist in Berlin für und gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche demonstriert worden. An Kundgebungen auf beiden Seiten des Brandenburger Tores schlossen sich am Samstag Aufzüge in verschiedene Richtungen an. Beim "Marsch für das Leben" der Abtreibungsgegner schätzte die Polizei die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einige Tausend "im unteren vierstelligen Bereich". An der Demonstration für das Recht auf Abtreibungen beteiligten sich laut Polizei mehrere Hundert Menschen.

An der Kundgebung und Demonstration der sogenannten Lebensschützer beteiligten sich auch in diesem Jahr wieder Vertreter der katholischen Kirche, darunter der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke und der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich. Veranstalter war der Bundesverband Lebensrecht (BVL), ein Zusammenschluss von 15 Organisationen.

Die Vorsitzende Alexandra Linder kritisierte, "die Geburtenzahlen gehen runter, die Abtreibungszahlen steigen". Zugleich müssten tausende Frauen nach einem Platz in den immer weniger werdenden Geburtsstationen suchen. "Wir wollen eine lebensbejahende Gesellschaft", sagte Linder.

Der Vertreter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, erklärte in einem Grußwort, beim "Marsch für das Leben" verbänden sich Menschen guten Willens aus unterschiedlichen Religionen, Konfessionen, Weltanschauungen und politischen Strömungen zu einem friedlichen Statement: "Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht!"

Die Gegendemonstration des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung skandierte dagegen "Kinder oder keine, das entscheiden wir alleine!". Gefordert wurde die Streichung des Paragrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch. Die aktuelle Regelung entmündige einen großen Teil der Bevölkerung in ihren persönlichen körperlichen Entscheidungen. Nach Paragraf 218 kann ein Schwangerschaftsabbruch mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden.
Das Recht auf Abtreibungen werde immer wieder von christlich-fundamentalistischen und rechtsnationalen Gegnerinnen und Gegnern des Rechts auf Selbstbestimmung infrage gestellt und eingeschränkt, hieß es mit Blick auf die zeitgleich demonstrierenden Abtreibungsgegner. Denen dürften nicht "die Straßen Berlins überlassen werden".

Die Demonstration des Bündnisses war nach eigenen Angaben zugleich Auftakt für eine Aktionswoche für sichere Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland. Sie ende am 28. September mit dem Internationalen Safe Abortion Day.