Mann im Rollstuhl liesst im Mohnblumenfeld
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Durch die Paralympics ist das Thema "Inklusion" derzeit in den Fokus gerückt. Das Literaturportal "eliport" stellt drei Buchtipps zum Thema vor.
Blick in die Literatur: Buchtipps
Bücher über die inklusive Gesellschaft
Gerade erreichen uns die beeindruckenden Bilder der Paralympics aus Paris. Noch nie hatten die paralympischen Spiele in ihrer rund 50jährigen so eine Aufmerksamkeit. Und trotzdem ist das Thema Inklusion noch nicht richtig in der Gesellschaft angekommen: Viele Sportplätze und Schwimmvereine sind nicht behindertengerecht gestaltet, Schulen und Vereine fühlen sich oftmals überfordert, Menschen mit einer Behinderung genügend einzubinden. Inklusion ist und bleibt eine große und gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die schon in jungen Jahren ein Bewusstsein geschaffen werden sollte. Das Evangelische Literaturportal empfiehlt in dieser Woche deshalb Bücher zum Thema Inklusion für unterschiedliche Lesealter.

Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden

Was alle über Inklusion - mit dem Schwerpunkt auf Behinderung - wissen sollten.

Raúl Aguayo-Krauthausen: Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.

Raúl Aguayo-Krauthausen ist Sozialaktivist und Gründer des gemeinnützigen Vereins Sozialhelden. In diesem Buch setzt er sich mit allen Facetten von Inklusion mit dem Schwerpunkt auf Behinderung auseinander. Nach einer theoretischen Grundlegung erschließt er in der Diskussion mit entsprechenden Expert:innen Themenfelder wie Barrierefreiheit, Schulsystem, Arbeitsmarkt, selbstbestimmt leben, Sexualität, Kunst und Intersektionalität. Dabei werden die entsprechenden konkreten Probleme analysiert und Wege in die Zukunft aufgezeigt.

Im letzten Teil des Buches plädiert er für eine Kultur des Miteinanders, um den Gedanken der Inklusion, bezogen auf alle gesellschaftlichen Bereiche, voran zu bringen. Der Autor klärt den Begriff Inklusion und zeigt seine missbräuchliche Verwendung auf. Er listet konkrete Alltagsprobleme und mögliche Lösungen auf. Dabei entlarvt er systemische Fehlstrukturen und fordert auf, keine Ausreden mehr für die Verwirklichung von Inklusion zu suchen. Ein lesenswertes Buch für alle, denen die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft zu einer inklusiven Gesellschaft am Herzen liegt. 

Aguayo-Krauthausen, Raúl: Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden. Raúl Aguayo-Krauthausen. Mit Martin Kulik. Hamburg: Rowohlt Polaris 2023. 237 S. ; 21 cm. 
ISBN 978-3-499-01029-3, kt.: 17,00 €

 

Kiezkinder - Wir mischen mit! Der Geheimplatz

Durch Zusammenhalt und Einfallsreichtum kann man alles erreichen! 

Milena Bartels: Kiezkinder - Wir mischen mit!

Die Freund:innen Ava, Helene, Jaron, Paul, Sia und Theo kommen aus unterschiedlichen Familien, wohnen jedoch im selben Stadtviertel. Irgendwann entdeckt Ava ein verlassenes Fabrikgelände. Ein wunderbarer Ort, um dort einen geheimen Spielplatz mit einer Hütte, Stühlen, einem Tisch usw. herzurichten, finden die Kinder. Allerdings plant die Stadt, das Gelände neu zu bebauen. Aber so leicht lassen sich die Freund:innen nicht entmutigen. Für ihren Traum vom "Bauspielplatz für alle" kämpfen sie… 

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht aller sechs Freund:innen erzählt. Dadurch kommen die individuellen Probleme, die Charaktereigenschaften und Lebensumstände jeder/jedes Einzelnen sehr gut zum Tragen. Unterschwellig werden auch Themen wie Leben mit einer Behinderung, mit einer Krankheit oder mit gleichgeschlechtlichen Elternteilen angesprochen, die zu Gesprächen anregen können. Einzelne farbige Illustrationen lockern den Text auf.  Ein vielschichtiges, anregendes Buch in dem es um Vielfalt, Toleranz, Freundschaft und Kampfgeist geht. Für Kinder ab 10 Jahren.  

Bartels, Milena: Kiezkinder - Wir mischen mit! Der Geheimplatz. Milena Bartels. Ill. von Roya Soraya. Berlin: Orlanda 2024. 159 S. : Ill. ; 22 cm. 
ISBN 978-3-949545-57-3, geb.: 19,00 €

 

Wie unsichtbare Funken

Eine einfühlsame Geschichte über den täglichen Überlebenskampf einer jugendlichen Autistin in einer außenseiterfeindlichen Gesellschaft.

Elle McNicoll: Wie unsichtbare Funken.

Addie, 11 Jahre, hat nur wenige Menschen in ihrem Umfeld, die sie verstehen und denen sie vertrauen kann. Sie ist Autistin mit erhöhter Wahrnehmungsfähigkeit. Für sie sind Sinneseindrücke erheblich intensiver als für die meisten anderen Menschen. Reizüberflutungen können für sie zu Zusammenbrüchen führen in denen sie die Kontrolle über sich verliert. Im Unterricht erfährt sie von den Hexenverfolgungen in Schottland und konkret in ihrem Heimatort. Sie solidarisiert sich mit diesen Frauen, die aufgrund ihrer Andersartigkeit verfolgt und getötet wurden.

Um sie zu rehabilitieren setzt sie sich für die Errichtung einer Gedenktafel ein. Sie stellt einen entsprechenden Antrag in der Dorfversammlung und lässt sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen. Letztlich gelingt es ihr, durch eine sehr persönliche Rede die Ratsversammlung zu überzeugen. Die Autorin erzählt sehr einfühlsam die Geschichte des täglichen Überlebenskampfes neurodiverser Menschen in einer von Neurotypischen bestimmten Welt. Eine sehr authentische, einfühlsame, packende Erzählung über die Probleme von Menschen, die anders empfinden als die Mehrheit. Lesealter ab 11 Jahren.

McNicoll, Elle: Wie unsichtbare Funken. Elle McNicoll. Dt. von Barbara König. Zürich: Atrium 2023. 223 S. ; 22 cm. Aus d. Engl.
ISBN 978-3-85535-027-8, geb.: 15,00 €

 

evangelisch.de dankt dem Evangelischen Literaturportal Eliport für die inhaltliche Kooperation.