Außenansicht des Aegidius-Haus
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Im September 2024 soll die jährliche Landesförderung für das Aegidius-Haus auslaufen.
Förderung läuft aus
Steht das Aegidius-Haus vor dem Aus?
Die Kritik am Ende der Förderung des hannoverschen Aegidius-Hauses durch das Land Niedersachsen dauert an. Das niedersächsische Sozialministerium will weiter nach einer Lösung suchen, sagt aber auch: Dass die Förderung auslaufe, "das war von vorneherein immer klar."

Nachdem der Elternverein "wir pflegen" in der vergangenen Woche geäußert hatte, die durch den Förderstopp drohende Schließung der Kurzzeitpflegeeinrichtung für Kinder sei für die betroffenen Familien "eine Katastrophe", zeigt sich nun auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) empört. "Wir sind schockiert. Wie kann es sein, dass der Sozialminister betroffene Kinder und ihre Eltern derart im Stich lässt?", sagte Dirk Swinke, Vorstandsvorsitzender des SoVD in Niedersachsen in Hannover. Es müsse nicht weniger, sondern mehr Angebote wie das Aegidius-Haus geben, unterstrich er.

Deshalb habe sich Niedersachsens größter Sozialverband in einem Brief an Landessozialminister Andreas Philippi (SPD) gewandt. In der Region Hannover lebten etwa 510 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit ihren Familien, die bislang von dem Angebot profitieren, betonte Swinke. "Sie alle stehen ab September vor dem Nichts und haben keine Anlaufstelle mehr. Das werden wir nicht hinnehmen." Der SoVD werde sich weiter für den Erhalt des Aegidius-Hauses und für den Ausbau weiterer Angebote in Niedersachsen stark machen. "Wir erwarten an dieser Stelle ein Umdenken des Sozialministers", so der Vorstandsvorsitzende.

Das niedersächsische Sozialministerium teilt auf Anfrage von evangelisch.de mit, dass das Aegidius-Haus als Kurzzeitpflegeeinrichtung für schwerstkranke Kinder und Jugendliche natürlich ein wichtiges Versorgungsangebot für die betroffenen Familien darstelle. "Deshalb hat das Land in den letzten zehn Jahren eine Anschubfinanzierung von rund drei Millionen Euro gewährt. Diese Förderung läuft nunmehr aus, das war von vorneherein immer klar", so Sebastian Schuhmacher von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ziel war und sei es gewesen, ein Angebot zu etablieren, dass sich selbst finanziell und wirtschaftlich tragen könne. "Dieses Ziel konnte bisher trotz großer Anstrengungen nicht erreicht werden", so Schumacher weiter. Bereits seit vier Jahren führe das Sozialministerium gemeinsam mit den Pflegekassen regelmäßig Gespräche mit dem Aegidius-Haus und der Stiftung Hannoversche Kinderheilanstalt, um Möglichkeiten einer Fortführung der Einrichtung nach Auslaufen der Landesförderung zu finden. Auch aktuell bestehe ein enger Austausch, um doch noch zu einer positiven Lösung zu kommen.       

Die Einrichtung im Stadtteil Bult nimmt Kinder und Jugendliche im Alter von bis zu 18 oder 25 Jahren für bis zu drei Wochen zur Kurzzeitpflege auf. Die Eltern können sich in dieser Zeit von der anstrengenden Pflege erholen. Allerdings läuft im September die Landesförderung über jährlich 300.000 Euro aus.

Seit vier Jahren ringen das Land Niedersachsen und die Stiftung Hannoversche Kinderheilanstalt als Betreiberin um die Zukunft des Hauses, das landesweit als Modellprojekt gilt. Die Stiftung hatte erklärt, sie komme an ihre finanziellen Grenzen, wenn sie den wegfallenden Landesanteil allein auffangen müsse.