Eine Gruppe von Olympiateilnehmern posiert für ein Foto.
©Foto/privat
Olympia-Pfarrer Thomas Weber war als Seelsorger in Paris dabei und spricht über seine Eindrücke. Das Foto zeigt Weber mit dem Badminton-Team. Von links: Yvonne Li, Bernd Brückmann (stellvertretender Leiter Olympiastützpunkt Hessen), Thomas Weber, Fabian Roth und Mark Lamsfuß.
Fazit nach Olympischen Spielen
Olympia-Pfarrer Weber: "Niederlagen formen uns"
Pfarrer Thomas Weber war zwei Wochen lang im Einsatz als Seelsorger bei den Olympischen Spielen in Paris. Mit evangelisch.de-Redakteurin Sarah Neder sprach er über seine persönlichen Höhepunkte und darüber, wieso die Stadt Paris wohl die beste Gastgeberin war.

evangelisch.de: Herr Weber, Sie sind gerade erst von Ihrem zweiwöchigen Dienst bei den Olympischen Spielen in Paris zurückgekehrt. Wie ist es, wieder in der Heimat zu sein?

Thomas Weber: Ich bin seit meiner Ankunft gestern schon wieder voll ins Gemeindeleben eingebunden. Es gab keine Pause. In den nächsten Tagen stehen vier Beerdigungen an und da merkt man, dass man wieder im Ernst des Alltags angekommen ist. Unser Leben ist mehr als das, was wir in Paris gezeigt bekommen haben. Solche Gegensätze stellen aber auch heraus, dass Olympia etwas ganz Besonderes ist.

Wie haben Sie Paris als Gastgeber-Stadt wahrgenommen?

Weber: Paris war großartig mit all seinen Wettkampfstätten. Es war genauso, wie es im Fernsehen rüberkam - die Begeisterung war riesig und die Stadt als Kulisse einfach einzigartig. Das wird schwer zu toppen sein.

Wie war der seelsorgerische Bedarf bei diesen Spielen?

Weber: Olympia war diesmal wirklich vor der eigenen Haustür. Und es war erstaunlich, wie viele Freunde, Familien und andere Angehörige das deutsche Team besucht und unterstützt haben. Das ist nicht zu vergleichen mit Spielen in Asien zum Beispiel - hier hat keiner allein fernab der Heimat über seine olympischen Gedanken gebrütet. Dennoch gab es viele Gespräche über den Glauben - und ein gemeinsamer Gottesdienst im deutschen Haus am 4. August hat uns alle verbunden. 

Was waren ihre persönlichen Höhepunkte der Spiele?

Weber: Der Besuch beim Kanu-Slalom, bei dem Elena Lilik Silber gewonnen hat, hat mich sehr gefreut. Wir haben uns dann abends alle im deutschen Haus getroffen und gefeiert. Das war ein spezieller Moment, vor allem, weil wir mit den Kanuten vor acht Jahren bei den Olympischen Spielen in Rio noch um den dort verstorbenen Trainer Stefan Henze getrauert hatten. Da ist eine besondere Beziehung entstanden. 

Das Deutsche Team ist im Medaillenspiegel hinter den Erwartungen geblieben. Hat sich das auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Weber: Ja, das Team hätte sich mehr Medaillen gewünscht. Es gab zahlreiche vierte oder fünfte Plätze, aber die zählen ja leider nicht in den Medaillen-Spiegel ein. Man merkt da schon, welcher Druck auf allen Beteiligten - den Athleten sowie den Trainern - lastet. Ich finde es aber auch immer wieder interessant mit ehemaligen Sportlerinnen und Sportlern über ihre Karriere zu sprechen. Die sagen oft, dass sie vor allem die Niederlagen dorthin gebracht haben, wo sie heute sind. Man muss durch das Tal des Misserfolgs gehen, um zu reifen. In dieser Hinsicht ist der Sport ein Bild fürs Leben. Niederlagen gehören dazu und formen uns zu den Menschen, die wir sind.