In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) drei Jahre lang geförderten Projekt werde man besonders Darstellungen in der Republik Venedig untersuchen, teilte die Universität Augsburg mit.
Das Buch Esther spielt in der jüdischen und in der christlichen Religion eine Rolle. Sein Stoff sei in beiden Traditionen in Bildern dargestellt worden, hieß es. In Venedig seien verschiedene Religionen aufeinandergetroffen und hätten Berührungspunkte in der Kunst gehabt.
Esther war laut Bibel eine mutige Frau, die sich für ihr Volk einsetzte. In der jüdischen Kunst seien ihre Taten oft aufgegriffen worden und hätten "eine herausragende Bedeutung für die Identitätsbildung" erlangt, heißt es in der Mitteilung. Auch in der christlichen Kunst sei das Motiv vielfach bearbeitet worden, etwa in der Buchmalerei, sowie in druckgrafisch illustrierten Bibelausgaben. Zudem sei der Esther-Stoff in Gemälden und Fresken aufgegriffen worden, in Venedig auch im Dogenpalast und an privaten Palazzi.
Da Juden keine Druckereien betreiben durften, hätten sie im 17. und 18. Jahrhundert christliche Druckereien mit der Herstellung druckgrafisch illuminierter Esther-Rollen beauftragt, erklärt Nina Niedermeier, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim DFG-Projekt. Dadurch sei es auch zu einer Zusammenarbeit mit christlichen Künstlern gekommen.
Sie wolle mit ihrem Projekt eine Forschungslücke schließen, sagte Niedermeier. Darstellungen des Esther-Stoffs seien in den Niederlanden, in Deutschland und in Frankreich bereits untersucht worden, aber bisher nicht in Venedig, wo bedeutende Esther-Rollen produziert worden seien.