Tagsüber nebenbei Musik hören, nach der Schule in den sozialen Medien chatten oder für die Hausaufgaben recherchieren und vor dem Schlafen noch Serien schauen - das ist heute für Kinder und Jugendliche ein fester Bestandteil des Alltags geworden. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst hat am Dienstag (6. August) eine neue Studie vorgestellt, nach der Kinder und Jugendliche täglich mehr als zwei Stunden am Smartphone verbringen. Für die Studie wurden mehr als 900 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren befragt.
"Sechs von zehn Kindern können sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen", sagt er. Kaum verwunderlich, wenn man weiter erfährt, dass nahezu jedes Kind heute Zugriff auf ein digitales Gerät hat. Und zwar schon in sehr jungem Alter. "Wenn man schon mit sechs anfängt, ist es natürlich klar, dass man sich ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen kann", resümiert Wintergerst. Die gute Nachricht lautet: Junge Menschen haben anscheinend eine gute Medienkompetenz. Nach negativen Online-Erfahrungen unternimmt der Großteil etwas.
Digitale Geräte werden jedes Jahr stärker nachgefragt: Waren es zum Beispiel 2014 noch 20 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen, die das Smartphone nutzten, so sind es 2024 satte 59 Prozent. Hauptsächlich wollen Kinder und Jugendliche im Internet kommunizieren, nutzen Medien und Spiele und informieren sich beziehungsweise wollen etwas lernen. Klimawandel, der Krieg in der Ukraine, Gaza und Israel sowie Armut sind ein Thema.
Laut der Studie besuchen insgesamt 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab sechs Jahren das Internet. 93 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab zehn Jahren nutzen soziale Netzwerke – und sind dort pro Tag gut eineinhalb Stunden aktiv. Je älter, desto höher der digitale Konsum.
82 Prozent wurden nach negativer Erfahrung aktiv
Die Erfahrungen, die Kinder und Jugendliche im Internet machen, sind bekanntlich nicht immer kindgerecht. Sie werden mit Bildern von Krieg und Gewalt konfrontiert, erleben Hass, Mobbing und andere Übergriffe. Die Studie beschäftigt sich auch mit der Frage, wie junge Nutzer damit umgehen. Immerhin 82 Prozent haben demnach nach negativen Erfahrungen etwas unternommen. Das differenziert mit Inhalten umgegangen werde sei positiv, sagt auch Wintergerst. Die Betroffenen sprächen überwiegend mit Eltern und Freunden über die Erfahrungen und holten sich proaktiv Beistand und Hilfe. Beunruhigend allerdings ist wiederum die Nachricht Wintergersts, dass Kinder ab zehn Jahren mehr oder weniger alleine im Netz unterwegs seien.
Social Media wird mehrmals täglich genutzt und zwar 95 Minuten täglich. Je älter, desto länger. Insgesamt nutzen 93 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren die sozialen Netzwerke. Ganz vorne liegt dabei über alle Altersklassen hinweg YouTube mit 87 Prozent. Es folgen Instagram und Snapchat mit jeweils 53 Prozent. Auch TikTok nutzt gut die Hälfte (51 Prozent) der Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren.
Beschäftigen sich die Nutzer aktiv mit der Privatsphäre im Internet? Wintergerst entwarnt: "Eine Mehrzahl tut das." Er empfiehlt junge Menschen hier nicht alleine zu lassen. "Was junge Menschen in sozialen Netzwerken sehen und tun, beeinflusst sie auch in ihrer Persönlichkeitsbildung." Soziale Prägung finde heute zu einem großen Teil in sozialen Netzwerken statt. Umso wichtiger sei es, Kinder und Jugendliche dort nicht allein zu lassen. Eltern nimmt Wintergerst mit in die Pflicht: "Familie ist das wichtigste Ökosystem, um den richtigen Umgang zu lernen." Wie Eltern es vorlebten, so lernt es der Nachwuchs. Eltern sollten sich daher unbedingt über die Nutzung ihrer Kinder informieren und Medienkompetenz vermitteln. Immerhin 46 Prozent des Nachwuchses haben laut Studie online schon einmal bewusst falsche Altersangaben gemacht, um bestimmte Angebote wie Spiele oder Online-Shopping zu nutzen. Auch Politiker:innen seien verantwortlich, dass dies schon in einer frühen Schulphase geschehe. "Wir brauchen eine kluge Regulierung, die wir gut umsetzen können. Es muss geschützte Bereiche geben. "Dies sei nun einmal die Realität, in der wir heute leben. "Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie wir Kinder und Jugendliche fit machen für die digitalen Medien."