Dem Berliner "Tagesspiegel" (Samstag) sagt der langjährige Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, er würde den Bürgergeld-Regelsatz auf 800 Euro für Alleinstehende erhöhen. Wörtlich sagt er: "Das Bürgergeld sollte also um etwas mehr als 40 Prozent erhöht werden. Das wäre eine maßvolle Anhebung." Einwände, dass Arbeitnehmer keine Lohnerhöhungen von 40 Prozent zu erwarten hätten, weist der frühere Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zurück: "Darum geht es überhaupt nicht. Beim Bürgergeld reden wir über das Existenzminimum. Wenn man alle Tricksereien weglässt, mit denen der Regelsatz heruntergerechnet wird, landet man nun einmal bei um die 800 Euro."
Schneider verweist auf zahlreiche Ausgaben, die im Regelsatz nicht berücksichtigt würden, obwohl sie Kulturgut und Konsens in der Gesellschaft seien. Als Beispiele nannte er etwa Hundefutter, Schnittblumen und Zimmerpflanzen. "Ein armer Mensch soll sich auch mal einen Strauß Tulpen leisten können, auch einen Weihnachtsbaum oder Grabschmuck. Es ist hierzulande kultureller Konsens, dass auch für so etwas Geld da sein muss", sagte Schneider.
Auch fehlten im Regelsatz inzwischen Ausgaben für chemische Reinigung, also zum Beispiel für einen Anzug. Schneider hielt dem entgegen: "Es gehört doch zu unserer Kultur, dass man zum Beispiel nicht mit einem schmutzigen Anzug beim Bewerbungsgespräch auftaucht." Der 65-Jährige war von 1999 bis Ende Juli 2024 Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.