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3. August, SWR, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Kaiserschmarrndrama"
Wie alles im Leben lassen sich auch die niederbayerischen Eberhofer-Krimis von zwei Seiten betrachten. Die Verfilmungen der erfolgreichen Romanreihe von Rita Falk bestehen zuverlässig aus den immer wieder gleichen Zutaten.

Die Frotzeleien zwischen den besten Freunden Eberhofer und Birkenberger, die Diskussionen mit Freundin Susi, die bösen Scherze über die Saufkumpane; und natürlich der unvermeidliche Kreisverkehr, in dem Eberhofer stets mindestens eine Ehrenrunde dreht. Es wäre also ein Leichtes, dem Reihenregisseur Ed Herzog sowie seinem seit "Schweinskopf al dente" (2016) regelmäßigen Koautor Stefan Betz vorzuhalten, sie machten es sich einfach. Tatsächlich ist Herzog mit "Kaiserschmarrndrama" schon zum siebten Mal das Kunststück gelungen, die bekannten Puzzleteile zu einem neuen Bild zusammenzusetzen.

Natürlich trägt auch der jeweilige Kriminalfall seinen Teil dazu bei, aber die Ermittlungen sind letztlich bloß Mittel zum Zweck. Das entscheidende Qualitätsmerkmal ist sowieso ein anderes. Genau genommen sind es zwei, aber sie bedingen einander: Das gesamte Ensemble zeichnet sich jedes Mal durch große Spielfreude aus und sorgt auf diese Weise dauernd für Überraschungen.

Dass die Figuren nicht aus ihrer Haut dürfen, ist Teil des Konzepts: Dorfpolizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) bleibt der ewige Schluffi, der ohne die kriminalistischen Fähigkeiten seiner eigentlichen besseren Hälfte Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) aufgeschmissen wäre, und Susi (Lisa Maria Potthoff) ist überzeugt, dass sie eigentlich was Besseres verdient hätte. Diesmal dreht sich die familiäre Ebene um einen Hausbau: Nichts läge Franz ferner, als sein geliebtes Zimmer im Elternhaus zu verlassen, aber Susi hat ihn genötigt, gemeinsam mit seinem Bruder Leopold (Gerhard Wittmann) gleich nebenan ein Doppelhaus zu bauen. Papa Eberhofer (Eisi Gulp), der ewige Revoluzzer, findet das "bourgeois" und sabotiert die Bauarbeiten mit einer Kranbesetzung. 

Zum Rebellen wird auch Eberhofers Trinkfreund Flötzinger (Daniel Christensen), allerdings wieder Willen: Der Rockerclub "Born Rebels" hat ihn zum Ehrenmitglied erklärt, und es ist ziemlich verblüffend, dass ein schlichter Scherz wie der Schreibfehler in der großformatigen Tätowierung auf Flötzis Rücken ("Rebles") zu einem derart lustigen "Running Gag" werden kann.  Die Krimiebene dient letztlich ebenfalls nur dazu, weitere skurrile Figuren einzuführen: Die erschlagene Joggerin Simone hat sich als Webcam-Girl Mona, Markenzeichen "Mollig und rollig", was dazu verdient. Eberhofer kürt ihren frommen Bruder zum Mordverdächtigen Nummer eins, womit er gar nicht mal so falsch liegt. Als es kurz drauf ein weiteres Opfer gibt (Christine Neubauer in ungewohnter Rolle), taucht prompt Kommissarin Elisabeth Mayerhofen (Nora Waldstätten) auf und erklärt den Fall zur Chefsache. 

Witziger als die Widersacherin sind allerdings die Kabbeleien zwischen den Freunden. Mit der Kombination der beiden Hauptdarsteller ist den Verantwortlichen zum Start der Reihe (Dampfnudelblues", 2013) ein echter Glücksgriff gelungen. Sebastian Bezzel war damals längst etabliert, aber der Österreicher Simon Schwarz ist hierzulande erst durch die Eberhofer-Krimis richtig bekannt geworden. Er hat auch diesmal wieder die facettenreichere Rolle: Birkenberger hat sich bei einem Autounfall mehrere Knochen gebrochen, sitzt nun im Rollstuhl und ist auf Eberhofers Hilfe angewiesen; das entsprechende Heiterkeitspotenzial wird selbstredend angemessen ausgeschöpft. Es geht ohnehin einige Male recht krachledern zu, auch die Dialoge sind gern mal deftig. Darüber kann, wer will, die Nase rümpfen; lustig ist es trotzdem. Traurig wird es allerdings auch: Der treue Vierbeiner Ludwig segnet das Zeitliche. Die Marihuana-Fleischpflanzerl von Papa Eberhofer bescheren ihm allerdings einen beneidenswert entspannten Abgang und haben außerdem zur Folge, dass sich Birkenberger beim brenzligen Finale vor Lachen nicht mehr einkriegt.

Dass der WDR zur gleichen Zeit den fünften Film der Reihe ausstrahlt, ist eine etwas unglückliche Programmierung: "Sauerkrautkoma" beginnt mit einem erfolgreichen Komplott. Eberhofers Vorgesetzter (Sigi Zimmerschied) und der Bürgermeister (Thomas Kügel) sorgen dafür, dass der Dorfpolizist nach München versetzt wird; dort landet er ausgerechnet in der Abteilung von Elisabeth "Thin Lizzy" Mayerhofer (Nora Waldstätten), die in der Episode zuvor ("Grießnockerlaffäre") noch wegen Mordverdachts gegen ihn ermittelt hat.

Allerdings findet er umgehend einen Grund, doch wieder in seiner Heimat im Kreis Landshut aktiv zu werden: Während des Umzugs ist Vaters Opel Admiral geklaut worden. Das Auto taucht zwar in einem Wald nahe Niederkaltenkirchen wieder auf, aber im Kofferraum liegt eine Leiche.