Bei der Feier war Leonardo da Vincis "Letztes Abendmahl" unter anderem von Dragqueens nachgestellt worden. Die französische Bischofskonferenz sprach von einer "Verhöhnung und Verspottung des Christentums".
Der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thorsten Latzel, riet zu einer differenzierten Sichtweise. Selbstverständlich sei die Darstellung durch die Kunstfreiheit abgedeckt, sagte der rheinische Präses dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag. Allerdings hätte er sich mehr wertschätzende Sensibilität gegenüber gelebter Religion gewünscht.
Die Darstellung eines weitgehend nackten Bacchus sei jedoch problematisch und "schlechte Kunst". "Durch diese Kombination wird das Abendmahl zu einem sexualisierten Trinkgelage einer völlig anderen, antiken Gottheit", erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. "Hier zeigt sich die Haltung einer bestimmten Form der Laizität, der es nicht um Freiheit für die Religion, sondern nur um eine negative Freiheit von der Religion und um eine religiös ideologisierte Überhöhung von Sexualität geht."
Da Vincis Bild vom Ende des 15. Jahrhunderts zeigt Jesus und die zwölf Apostel am Vorabend der Kreuzigung Jesu. Die französischen katholischen Bischöfe lobten am Samstag zwar, die olympische Eröffnungsfeier habe der Welt wunderbare Momente der Schönheit und der Freude beschert. Ohne da Vincis Bild direkt zu erwähnen, erklärten sie aber: "Heute Morgen sind unsere Gedanken bei den Christen aller Kontinente, die von der Maßlosigkeit und der Provokation einiger Szenen verletzt wurden." Der Passauer Bischof Oster sprach laut einem Post der Bischofskonferenz auf X trotz seiner Kritik von einer eindrucksvollen Eröffnung "von hoffentlich friedlichen Spielen".
Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, riet dagegen zur Gelassenheit: "Es war eine große, bildreiche und mit Klischees spielende Show. Zu viel sollte man nicht in sie hineinlesen. Die Zukunft des Christentums wird andernorts entschieden", erklärte der Theologe auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd).