Pastor Friedhelm Feldkamp
epd-bild/Nancy Heusel
Pastor Friedhelm Feldkamp, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Hannover, ist Karikaturist. Sein Thema: das kirchliche und gesellschaftliche Leben.
Zeichnender Pastor
"Karikaturen dürfen auch ein bisschen weh tun"
Hohe Herren im Talar, Staatsdiener oder Gelehrte: Vor den Zeichnungen von Friedhelm Feldkamp ist niemand sicher. Seit vielen Jahren kommentiert der evangelische Pastor mit spitzem Stift das kirchliche und gesellschaftliche Leben.

Die Mutter am Taufstein wankt vor Entsetzen, und der Vater macht große Augen. "Es ist mir entglitten", sagt der Pastor verschämt und streckt die Arme suchend ins prall gefüllte Wasserbecken. "Typische Anfängerfänger" hat er der Zeichner über die Szene gekritzelt. Mit liebevoll-bissigen Karikaturen wie dieser nimmt Pastor Friedhelm Feldkamp aus Hannover seit Jahren das kirchliche und religiöse Leben aufs Korn - und blickt dabei gern auch mal über den Kirchturm hinaus. Feldkamp ist überzeugt: "Karikaturen dürfen auch ein bisschen weh tun, sonst taugen sie nichts."

Seit mehr als zwei Jahren arbeitet der 62-jährige gebürtige Ostfriese als Diakoniepastor in Hannover und ist damit so etwas wie das soziale Gewissen der niedersächsischen Landeshauptstadt. Vorher war er viele Jahre evangelischer Gemeindepastor im Raum Hannover und Hildesheim und hat dabei Land und Leute hautnah erlebt. "Es gibt kaum eine Einrichtung, die mehr Stoff für Karikaturen bietet als die Kirche", sagt er. "Weil es da an vielen Ecken besonders heftig menschelt."

Schon als Jugendlichen hat es ihn in den Fingern gejuckt, wenn er einen Zeichenstift in die Hand bekam. Damals habe er sich für das US-amerikanische Satire-Magazin "Mad" begeistert und es regelrecht "gefrühstückt", erzählt der Pastor. Besonders die Zeichnungen des Cartoonisten Don Martin (1931-2000) hatten es ihm angetan. "Ich habe versucht, ihn nachzuahmen. Das ging immer besser. Irgendwann war es dann so, dass ich gar nicht mehr anders konnte und meinen eigenen Stil entwickelt habe."

Kirchenleute, Politiker und Prominente sind die bevorzugten Hauptdarsteller seiner Zeichnungen. Das geht rasend schnell. In wenigen Sekunden hat er einen Pastor fertig. Zuerst die Knollennase, dann die Augen mit Pupillen, die Ohren, das Kinn und schließlich das Beffchen - der weiße Bartschoner, das Erkennungszeichen evangelischer Pfarrer. Soll es ein katholischer Priester werden, malt Feldkamp ihm eine Stola um den Hals und eine Kette mit Kreuz auf den Bauch. Mit hohem Hut wird er zum Kardinal und mit roten Schuhen zum Papst.

"Ich zeichne auch Jesus, aber der ist mir ein Stück weit heilig", bekennt Feldkamp. Trotzdem hat er inzwischen eine ansehnliche Sammlung von Jesus-Karikaturen. Einmal herrscht er einen allzu frommen evangelischen Pastor vom Kreuz herab an: "Nimm's Maul man nicht so voll!"

Feldkamp weiß natürlich, wie schnell Karikaturen religiöse und menschliche Gefühle verletzen können. "Ich habe immer versucht, die Grenzen des guten Geschmacks einzuhalten", betont er. "Satire darf alles, aber ich muss nicht alles. Wo Menschen bloßgestellt werden, hat Satire auch Grenzen."

Der Pastor spricht nie von Kunst, immer von Kritzeleien. "Nur wenn es Ärger gibt, dann poche ich auf die künstlerische Freiheit." Und Ärger gibt es immer mal wieder, erzählt Feldkamp, der auch einige Jahre lang im Ehrenamt parteiloser Ratsherr in Barsinghausen bei Hannover war. Einmal hat er einen Rechnungsprüfer als Erbsenzähler dargestellt. Der Mann war so aufgebracht, dass er den Pastor bei der Bischöfin anzeigte.

Mehrere Tausend Zeichnungen sind bei Feldkamp im Laufe der Jahre zusammengekommen. Seine früheren Arbeiten auf Papier verwahrt er in vier großen Kisten auf. Seit zwölf Jahren schon zeichnet er nun mit dem elektronischen Stift auf dem Tablet. Das ist praktischer, der Stift ist immer spitz, variabel einsetzbar, und die Entwürfe lassen sich rasch korrigieren, löschen, speichern oder auf einen Bildschirm werfen. Vier Tablets hat er inzwischen schon vollgekritzelt.

Kirchliche Zeitungen und Gemeindebriefe drucken seine Zeichnungen gern ab. Seine Premiere hatte er 2005 in der Wochenzeitung "Die Zeit". Heute präsentiert er seine Werke vor allem auf Facebook unter "Sisam Ben" und auf seiner Homepage www.sisam-ben.de sowie auf Instagram. Auch die eine oder andere Ausstellung hat er schon gestaltet. "Ich hab mal im hannoverschen Landeskirchenamt ausstellen dürfen, auf den großen Fluren", erzählt Feldkamp. "Das hat Spaß gemacht. Die haben da echt Humor."