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Caricatura zeigt aktuelle Satire aus der Türkei
Aktuelle Satire aus der Türkei zeigt die Kasseler Caricatura ab Donnerstag in einer Kabinettausstellung mit dem Titel "Schluss mit lustig".

Zu sehen seien 54 Arbeiten, zwei Filme sowie sechs leere Leinwände, die während der Ausstellung noch von türkischen Cartoonisten gestaltet würden, sagte Caricatura-Leiter Martin Sonntag am Dienstag in Kassel. Alle Arbeiten, die sämtlich ins Deutsche übersetzt sind, seien zuvor schon einmal in der Türkei veröffentlicht worden. Er sei zuversichtlich, dass den Karikaturisten deswegen keine Probleme entstünden.

Die in Istanbul lebende Kuratorin Sabine Küper-Büsch wies darauf hin, dass es in Istanbul drei führende Satirezeitschriften gebe. Eine davon sei allerdings vor wenigen Wochen pleitegegangen. Unter den 160 derzeit in der Türkei inhaftierten Journalisten befinde sich auch ein Cartoonist. Die Szene werde insgesamt sehr gegängelt.

Stets droht ein Ermittlungsverfahren

Die Karikaturistin Ramize Erer räumte ein, dass unter den türkischen Satirezeichnern im Moment eine starke Selbstzensur herrsche. "Jeder überlegt sich fünfmal, was er zeichnet", sagte sie. Zwar gebe es keine Zensur im eigentlichen Sinne, doch drohe stets ein Ermittlungsverfahren. Vollkommen tabu sei es, Präsident Erdogan als Tier darzustellen. Das werde als Herabwürdigung gewertet. Aber auch schon eine Karikatur, in der zwei Schafe kundtun, nicht vom Hirten Erdogan behütet werden zu wollen, habe ein Ermittlungsverfahren nach sich gezogen.

Der Karikaturist Cemal Genc sagte, er publiziere momentan hauptsächlich im Internet. Eine ähnliche Situation wie heute habe es auch schon in Zeiten der Militärdiktatur Ende der 80er Jahre gegeben. Er hoffe, dass sich die Lage auf Dauer wieder bessere. "Der Ärger über die Regierung wird stärker", sagte er. Dies werde von außen aber nur wenig wahrgenommen. Fakt sei auch, dass die Regierung große Angst vor der Aufmerksamkeit des Auslandes habe.