Mit Bekenntnissen zum jüdischen Leben und Aufrufen gegen Antisemitismus ist die neue Synagoge für die jüdischen Gemeinden in Potsdam eingeweiht worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte in seiner Festansprache bei der Feier am Donnerstag, es sei ein großes Glück, dass nach dem NS-Menschheitsverbrechen der Schoah wieder jüdisches Leben in Deutschland aufblühe. Dafür stehe auch die neue Synagoge im Herzen von Brandenburgs Landeshauptstadt. Das jüdische Gotteshaus sei "ein Geschenk für uns alle".
Der Vorsitzende der Orthodoxen Rabbinerkonferenz in Deutschland, Avichai Apel, sagte bei der rituellen Einweihungszeremonie, die Synagoge sei ein "Ort der Verbindung zwischen Himmel und Erde", zwischen Menschen und Gott. Apel rief zugleich zum Zusammenhalt gegen Antisemitismus auf. "Unsere Feinde haben es nie geschafft, uns zu vernichten", sagte er. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, mahnte eine fraktionsübergreifende Entschließung des Bundestags zum Schutz jüdischen Lebens an und forderte, dem "alten Hass im neuen mehrheitsfähigen Gewand" des Antisemitismus entschieden entgegenzutreten.
Auch der Bundespräsident und weitere Vertreter aus Politik und jüdischer Gemeinschaft riefen zur Bekämpfung des wachsenden Antisemitismus auf. Steinmeier nannte es unerträglich, dass Jüdinnen und Juden wieder Angst vor Hass, Gewalt und Ausschreitungen haben. Zwar müsse auch Schmerz über palästinensische Opfer des Krieges im Nahen Osten Ausdruck finden können. Bei aller Trauer um diese Kriegsopfer dürfe jedoch nicht in Vergessenheit geraten, dass der Terror gegen Israel Auslöser des Krieges war, sagte Steinmeier: "Gegen diesen Terror der Hamas wehrt sich Israel."
Wo Trauer, Schmerz und Verzweiflung in Hetze, blanken Hass, Gewalt und Forderungen nach einer Auslöschung des Staates Israel umschlügen, werde eine Grenze überschritten, betonte der Bundespräsident: "Niemals dulden wir Hass und Gewalt gegen Jüdinnen und Juden in unserem Land." Je offener und aggressiver sich Antisemitismus äußere, umso mehr gerieten auch die Werte, auf denen die Demokratie ruhe, in Gefahr.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) betonte, jüdisches Leben gehöre in die Mitte der Gesellschaft. Dafür stehe auch die neue Synagoge im Stadtzentrum. Der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden, Abraham Lehrer, nannte das Synagogenzentrum ein "neues Kleinod" und "Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft". Es solle ein offenes Haus sein.
Der Bau der Synagoge wurde 2005 im Staatsvertrag des Landes Brandenburg mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinden vereinbart, der Grundstein im November 2021 gelegt. Das Gotteshaus in der Nähe des Landtags hat knapp 200 Plätze für Gläubige und verschiedene Gemeinderäume. Das Land hat die Baukosten in Höhe von rund 17,5 Millionen Euro übernommen. Potsdam ist die letzte Landeshauptstadt in Deutschland, die nun auch wieder eine Synagoge für die jüdischen Gemeinden der Stadt hat. Die historische Synagoge wurde nach den NS-Pogromen von 1938 zweckentfremdet, 1945 bei einem Luftangriff zerstört und in der DDR abgerissen.