Es war ein Paukenschlag zum Ende der Woche. Am Donnerstag wurde der Nachfolger der derzeitigen Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner bekannt gegeben - am Freitag zog der Gewählte zurück. Die Gründe seien privat, heißt es in einer knappen Erklärung, zu der sich der Nürnberger Dekan Jonas Schiller auch am Wochenende nicht mehr äußerte. In den Social-Media-Kanälen zollten ihm am Wochenende viele Berufskollegen Respekt für seine Entscheidung, zurückzuziehen.
Nun muss der Berufungsausschuss der Landeskirche sich erneut auf die Suche machen. Das Gremium wurde zuletzt immer wieder für seine Besetzungspolitik kritisiert. Die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski stellte auf ihrem Instagram-Account die Frage, "ob es Strukturen in der Kirche gibt, die Männer begünstigen". In den vergangenen zehn Jahren seien bei zehn Berufungen für Oberkirchenratsposten stets Männer zum Zuge gekommen.
Sie halte es für unwahrscheinlich, dass in all diesen Fällen immer Männer die besseren Bewerber gewesen seien. "Und wenn dem wirklich so wäre, müssten wir uns fragen, wie wir Frauen ausbilden und was wir tun können, um Frauen zu fördern", sagte die Dekanin, die im März 2023 für das Amt des Landesbischofs kandidiert hatte, aber in der Stichwahl knapp unterlegen war.
Aktueller Kurs verstärke Nachwuchsmangel
"Letztlich werden wir eine Quote brauchen, wenn wir wirklich Frauen in Leitungspositionen der Kirche sehen wollen", ist Lubomierski überzeugt. Auf ihren Post hin habe sie zahlreiche Zuschriften von jungen Frauen, Pfarrerinnen oder Studentinnen erhalten, "die sich fragen, ob sie in dieser Kirche richtig sind". Mit dem aktuellen Kurs würde die Landeskirche den Nachwuchsmangel nicht bekämpfen, sondern noch verstärken.
Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp will nun in seiner Kirche über eine Frauenquote sprechen. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk am (BR) am Sonntagmorgen in der Sendung "Glauben Zweifeln Leben" sagte Kopp zur Quote, "ich finde das einen interessanten Gedanken, lasst uns darüber reden". Die Organisation Kirche brauche "die Intelligenz von allen, es geht nur gemeinsam".
"Unglaublich viele Frauen" auf mittlerer Ebene
In der Landeskirche gebe es auf mittlerer Ebene schon "unglaublich viele Frauen, die Verantwortung auch in Leitungsfunktionen übernehmen", so Kopp. Die Diskussion habe sich nun auf die Zusammensetzung des Landeskirchenrats fokussiert. "Auch dort möglichst Gleichstellung zu haben, ist ein wichtiges Thema auch für den Berufungsausschuss". Dieser habe bei der Besetzung der Spitzenämter aber immer alle Kriterien im Blick gehabt.
Auf epd-Anfrage zur aktuellen Debatte äußerte sich Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel, die Sprecherin des Berufungsausschusses ist, nicht. Bereits im März 2024 hatte sie allerdings betont, dass im Berufungsausschuss "alle die gleichen Chancen" hätten. Das Gremium lege großen Wert auf eine geschlechtergerechte Besetzung der Leitungspositionen im Landeskirchenrat. Ausschlaggebend sei dabei die Qualifikation: "Wir brauchen in diesen Zeiten die Besten", sagte Preidel.
Dekanin Lubomierski sprach sich im epd-Gespräch für mehr Teilzeit- und Job-Sharing-Angebote aus. Zudem seien transparente Berufungsverfahren nötig, an denen Diversity- oder Gleichstellungsbeauftragte mitwirkten. Mit der Forderung nach Transparenz ist sie nicht alle, wenn man die zahlreichen Kommentare im Internet verfolgt.
Es gebe in der Kirche bereits Jobsharing-Angebote, auch auf höheren Ebenen, reagierte Kopp im BR-Interview. Bis vor zwei Jahren habe es sogar Stellenteiler im Landeskirchenrat gegeben. "Wir haben da viele Programme gemacht, aber man kann immer darüber reden, da systematischer vorzugehen".
Im Fall der Bayreuther Stelle ist jetzt alles wieder offen. Ob auf Dorothea Greiner doch noch eine Frau ins Amt folgt, bleibt abzuwarten. Er setze er sich für eine bestmögliche Besetzung ein, sagte Kopp am Sonntag. "Ich würde mich super freuen, wenn wir eine Frau dort hinbekommen", so Kopp.