Bereits Stunden vor dem abschließenden Gruppenspiel der Deutschen in Frankfurt soll es "1:0 für Vielfalt – Festival vieler Religionen zur Europameisterschaft 2024" heißen, so die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Das Festival ab 13.30 Uhr auf der Skyline-Bühne am Eisernen Steg in der FanZone Mainufer ist als besonderes "Warm up" mit Musik, Sport-Events und Talk gedacht.
Es wird von Christine Kumpert und Eugen Eckert moderiert, die auch mit Trainern und Jugendspieler:innen reden wollen. Live-Musik steuert die Band Habakuk bei, bei der Stadionpfarrer Eckert unter anderem singt und Keyboard und Gitarre spielt.
Eckert gab sich am Montag gegenüber evangelisch.de verblüfft, wie positiv die Stimmung bislang in Frankfurt und anderorts sei. Angesichts einer gewissen Skepsis gegenüber dem deutschen Team und dem, was von ihm erwartet werden könnte, herrsche in Frankfurt und an den anderen Spielorten eine sehr positive und friedliche Stimmung vor. Auch an Tagen, an denen die deutsche Mannschaft spielfrei hat, sei der Umgang der Fan-Gruppen verschiedener Nationen miteinander von Fröhlichkeit und Lockerheit geprägt. Ob daraus nun in Deutschland auch ein neues Fußball-Sommermärchen wie im Jahre 2006 erwachse, sei aber noch nicht eindeutig abzusehen, sagt der Fußballkenner und -buchautor.
"Bei dem Talk werden wir auch Übergriffe etwa gegen jüdische Fußballspieler" thematisieren, so Eckert. Er verwies auf Angriffe auf Makkabi-Spieler, was zu Spielabbrüchen und -absagen geführt hätte. Man werde bei der Feier der Religionen aber auch unbeschwert praktischen Fußball präsentieren und den Blick in die Zukunft richten.
Klage und Hoffnung – Ein interaktiver Gottesdienst
Ab 15 Uhr soll dann die "Interreligiöse Feier" mit einem ökumenischen Gottesdienst folgen - mit EKHN-Kirchenpräsident Jung, dem katholischen Generalvikar Wolfgang Pax (Bistum Limburg), Max Baum von Makkabi Deutschland, Adem Hasanovic von der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland und Patrick Meyer, Geschäftsführer im Deutsche Bank Park.
Ein Höhepunkt des Gottesdienstes um 15 Uhr soll das interreligiöse Friedensgebet werden, bei dem ein Ball symbolisch weitergereicht werde, so die EKHN. Mitglieder der jüdischen, christlichen und muslimischen Gemeinschaften würden gemeinsam für den Frieden beten, vereint in der Hoffnung auf eine Welt voller Respekt und gegenseitiger Liebe. Im Rahmen der Feier würden Klagegebete vorgetragen, begleitet von symbolischen Darstellungen wie der roten Karte und zerrissenen Trikots, die auf unfaire Spiele und Fanatismus hinwiesen.
Kirchenpräsident Jung: "Sport und insbesondere Fußball verbinden Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, sozialen oder religiösen Zugehörigkeit. Die Fußball-Europameisterschaft ist eine großartige Gelegenheit, sich gemeinsam zu Gemeinschaft, Toleranz und Fairplay zu bekennen." Stadionpfarrer Eckert ergänzt: "Ohne Teamgeist geht es nicht, weder im Fußball noch im Zusammenleben. Die Diversität, die Vielfalt in Teams zeigt, wie kreativ, wie lebendig und segensreich unser Miteinander sein kann."
Eckert ist von der besonderen Bedeutung der Arbeit an der Basis, vor allem im Amateursport und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, überzeugt. Als Fair-Play-Botschafter des Hessischen Fußballverbandes engagiert sich der evangelische Geistliche ebenso wie Prominente bei Anti-Diskriminierungsprojekten. "Die Kinder und Jugendlichen sind aber gar nicht das Problem. Vielmehr sind es oft die Eltern am Spielfeldrand, die ausrasten und mit denen nicht zu spaßen ist", meint Eckert.