Martin Michaelis
Sebastian Willnow/dpa
Martin Michaelis, Pfarrer aus Quedlinburg in Sachsen-Anhalt, will nach der Wahl in Kommunalparlament sein Amt für die AfD im Stadtrat antreten.
Umstrittener Geistlicher
Pfarrer will Mandat für AfD annehmen
Der umstrittene evangelische Pfarrer Martin Michaelis will nun sein Amt für die AfD im Stadtrat von Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) antreten. Er hatte in den vergangenen Wochen mit seiner AFD-Kandidatur für Wirbel gesorgt. Die EKD reagierte darauf, indem sie ihm das Pfarramt entzog.

Das berichtet die mitteldeutsche Kirchenzeitung "Glaube+Heimat" aus Weimar (Ausgabe zum 16. Juni). Michaelis war als Parteiloser für die AfD am Sonntag in das Kommunalparlament gewählt worden. Laut Kirchenzeitung erhielt er von allen Bewerbern mit 1.269 Stimmen das drittbeste Ergebnis.

Um die Bewerbung des Pfarrers für ein Stadtratsmandat auf einer AfD-Liste hatte es zuvor große Diskussionen gegeben. Nach Bekanntgabe seiner Kandidatur wurde Michaelis im März die Beauftragung für den Pfarrdienst in Gatersleben (Salzlandkreis) vom Kreiskirchenrat Egeln entzogen.

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat gegen den früheren Vorsitzenden des Pfarrvereins im April ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Mit der Eröffnung des Verfahrens wurde ihm die öffentliche Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung, beispielsweise Tauf- oder Abendmahlsfeiern, für die Dauer des Verfahrens untersagt.

Zur Begründung hieß es, mit der Kandidatur für die AfD, deren Landesverbände in Sachsen-Anhalt und Thüringen vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft würden, unterstütze Michaelis mutmaßlich deren Programmatik. Er setze den Anschein, als sei rechtsextremes Gedankengut, das sich gegen die Menschenwürde, gegen das Demokratie- und gegen das Rechtsstaatsprinzip richte, vereinbar mit christlicher Theologie und Haltung. Michaelis selbst weist die Anschuldigungen zurück.