Die Sonne prallt auf den Altmühlsee herab, lässt die weißen Stand-up-Paddle-Boards (SUP) hell leuchten. Am Seezentrum Schlungenhof bei Gunzenhausen haben sich neun Teilnehmer zum Stand-up-Paddling versammelt. Doch dabei geht es nicht nur ums sportliche Vergnügen. Auf den Unterseiten der Boards stehen Bibelverse wie "Du sollst frei sein" und "Der Brunnen in dir selbst". Der Gedanke dahinter: die biblische Botschaft und Freizeitspaß miteinander zu verbinden.
"Wir bieten hier eine Mischung aus Stand-up-Paddling-Kurs und christlicher Andacht an", sagt Benedikt Wolff, evangelischer Pfarrer und Initiator der "Genezareth Boards". Die Idee hatte er vor drei Jahren: "Wir haben uns gefragt, wie man junge Menschen für die Kirche begeistern kann." Bei einer Sitzung habe er den Witz gemacht, SUP sei die Abkürzung für "Stand-up-Petrus-Boards". Auch der Name "Genezareth Boards" war wenig später gefunden. "Ich will die Botschaft des Sees Genezareth ins fränkische Seenland bringen", sagt Wolf.
Teilnehmen am kirchlichen Stand-up-Paddling kann jeder ab 14 Jahren. "Auch alle, die mit der Kirche nichts zu tun haben", betont der 38-Jährige. Der Kurs sei für alle offen, die neugierig und sportbegeistert sind. "Kommt mit uns im Sommer gemeinsam auf den See", appelliert Wolff, der selbst leidenschaftlicher Wassersportler und seit 2018 Pfarrer im fränkischen Seenland ist: "Wasser ist mein Element. Hier kann ich zur Ruhe kommen. Wenn ich auf dem See stehe und in den Himmel hochschaue, fühle ich mich verbunden mit Gott." Dieses Gefühl wolle er auch anderen weitergeben.
25 SUPs mit Bibelversen bemalt
Bevor es aufs Wasser geht, erhalten die Teilnehmer noch eine Einweisung über die Grundlagen des Paddlings. Wolff erzählt dabei auch, wie die Bemalung auf den Boards entstand: "Vor drei Jahren, zu Beginn des Projekts, haben junge Menschen insgesamt 25 SUPs mit Bibelversen bemalt, die sie sich vorher herausgesucht haben." Seitdem werden die Boards regelmäßig verwendet.
Die Aktion "Genezareth Boards" ist ein MUT-Projekt der bayerischen Landeskirche, angedockt an die Urlauberseelsorge im Dekanat Gunzenhausen. Die Idee ist dabei, Trendsport und Evangelium auf eine besondere Weise zu verbinden und junge Menschen für den Glauben zu begeistern. "Ich habe hier die Möglichkeit, mein Hobby und meinen Beruf zu vereinen", sagt Wolff wenig später, während er gemeinsam mit der Gruppe, nun mit orangen Rettungswesten bekleidet, Richtung See läuft.
Diesmal ist eine ökumenische Studierendengemeinde aus Augsburg zu Gast. "Wir sind zum ersten Mal hier mit dabei", sagen der katholische Hochschulseelsorger Michael Rösch und sein evangelischer Kollege Tobias Wittenberg. Teilnehmer Henning Wacker, 27 Jahre alt, fast zwei Meter groß, saß bereits ein paar Mal auf einem SUP. "Ich will einfach ganz entspannt gucken, was kommt. Ich habe keine konkreten Erwartungen." Der Masterstudent der Luft- und Raumfahrttechnik studiert in Aachen. Für seine Masterarbeit wohnt er momentan in Augsburg. "Ich nutze diese Gelegenheit hier auch, um neue Leute kennenzulernen. Es macht mir Spaß, etwas gemeinsam in der Gruppe zu erleben und neue Dinge ausprobieren", sagt er.
Neben ihm geht Wolff Richtung Wasser. Er lässt sein SUP aufs Wasser gleiten, ehe er selbst schwungvoll auf das Board steigt. Mit kräftigen Paddelbewegungen nähert er sich jenen Teilnehmern der Gruppe, die bereits einige Meter draußen auf dem See sind und sich gerade ausprobieren - manche stehen schon, andere sitzen zunächst noch.
"Nun wollen wir mal etwas ausprobieren", ruft Wolff den Teilnehmern zu. "Bildet mit den Boards eine Brücke und versucht, von einem Board aufs andere zu steigen." Vorsichtig formen die Teilnehmer mit den SUPs einen Steg. "Wir fahren jetzt zu der Boje da vorn", ruft Wolff. Mit schnellen Paddelbewegungen geht es vorwärts. Was anfangs noch unsicher und langsam aussah, wirkt nun kontrolliert und zügig. Die Gruppe macht noch ein paar letzte Übungen, man unterhält sich und lacht, während sich der Nachmittag langsam dem Ende neigt.
Der rund zweistündige Workshop wird abgerundet mit einer gemeinsamen Meditation, der Lesung des Seewandels und einem Gebet. Anschließend nähert sich die Gruppe wieder dem Ufer, darunter auch Miriam Vogt (26), Vikarin - also Pfarrerin in Ausbildung. "Ich finde es immer gut, wenn der Glaube mit dem ganzen Körper gespürt werden kann und das dann auch noch gleichzeitig mit der Natur und der Schöpfung verknüpft ist", sagt sie.
Johanna Wunsch, 20 Jahre alt, stand zum ersten Mal auf einem Board. "Das war einer der Gründe, wieso ich mich angemeldet habe. Ich wollte das ausprobieren. Es ist alles so zwanglos und ohne Konkurrenzgedanken", sagt die Jurastudentin. Besonders gut fand sie die Brücken-Übung. "Da hat man richtig gespürt, wie man sich gegenseitig unterstützt und verbunden fühlt." Für sie hatte die Übung Symbolcharakter. "Der Glaube wankt ja manchmal auch, aber wenn man an ihm festhält, führt er einen auch durch schwierige Aufgaben hindurch."