Sein Tod berühre sie ganz persönlich, erklärte die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs. Der systematische Theologe habe philosophische Traditionen meisterhaft mit Gegenwartsthemen verbunden. Die Kirche verdanke Moltmann unendlich viel: "Ökumenische Herzensweite, eine gehörige Portion wissenschaftliche Radikalität, politische Courage und grenzenlose Hoffnung."
Die Dekanin der Evangelisch-Theologischen Fakultät Tübingen, Birgit Weyel, betonte Moltmanns "enorme internationale Ausstrahlungskraft". Auch nach seiner Emeritierung habe er wissenschaftliche Kontakte auf der ganzen Welt gepflegt, unter anderem nach Südkorea. Seine Theologie der Hoffnung stelle einen "eigenständigen befreiungstheologisch grundierten Ansatz dar", sagte die Professorin für Praktische Theologie. Seinem Schaffen wohne eine "in Bewegung setzende Kraft" inne.
Die Evangelische Kirche im Rheinland verdanke ihm sehr viel, erklärt der rheinische Präses Thorsten Latzel in Düsseldorf. Die badische evangelische Landesbischöfin Heike Springhart äußerte sich dankbar für Moltmanns Lebenswerk. Sie nannte ihn einen "leuchtenden und hoffnungssturen Zeugen des Reiches Gottes". Moltmanns Theologie der Hoffnung, sein klarer und engagierter Blick für die Gesellschaft und seine verschmitzte Klugheit würden fehlen, schrieb Springhart am Dienstag auf ihrem Instagram-Account.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete Moltmann als "einen der prägendsten und prägnantesten Theologen unserer Zeit". Er habe nicht nur über die Hoffnung gesprochen, "er war eine Hoffnung für die Theologie, die sein Leben geprägt hat". Sein Denken habe auch die katholische Theologie inspiriert. "Von Jürgen Moltmann konnte man lernen, was ein Leben für die Ökumene bedeutet. Wir verneigen uns vor einem, der der Theologie einen Sitz im Leben verschafft hat", so der Limburger Bischof Bätzing.
Die Trauerfeier für den verstorbenen Theologen soll am 14. Juni in der Tübinger Stiftskirche stattfinden. Im Anschluss werde Moltmann auf dem Tübinger Stadtfriedhof beigesetzt, teilt die Evangelische Landeskirche in Württemberg am Mittwoch in Stuttgart mit. Am Montag war der evangelische Theologe im Alter von 98 Jahren in Tübingen gestorben. Jürgen Moltmann galt als einer der bedeutendsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Seine 1964 erschienene "Theologie der Hoffnung" wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und hat Theologen weltweit beeinflusst. Seine theologischen Studien hatte Moltmann in englischer Kriegsgefangenschaft begonnen. Er wurde am 8. April 1926 in Hamburg geboren.
Von 1953 bis 1957 war Moltmann in Bremen Pastor der kleinen Gemeinde Wasserhorst und auch Studentenpfarrer, danach Professor an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und anschließend an der Universität Bonn. Von 1967 bis zur Emeritierung 1994 lehrte er Systematische Theologie und Sozialethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Er war mit der feministischen Theologin Elisabeth Moltmann-Wendel verheiratet, die 2016 starb.
Moltmann wurde als Sohn einer kirchenfernen Lehrerfamilie am 8. April 1926 in Hamburg geboren und war zunächst Pfarrer in Bremen und danach Professor für Dogmengeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, ehe er 1963 nach Bonn berufen wurde. Von 1967 bis zu seiner Emeritierung 1994 lehrte er in Tübingen. Moltmann steht in einer Reihe mit großen theologischen Denkern wie Wolfhart Pannenberg (1928-2014), Johann Baptist Metz (1928-2019), Hans Küng (1928-2021) und Eberhard Jüngel (1934-2021).