Die Evangelische Jugend der Pfalz ruft dazu auf, die Potenziale der jüngeren Generation für die Zukunft der Kirche besser zu nutzen. Dazu sei ein "Perspektivwechsel" nötig, der jungen Menschen mit ihren Begabungen, Sichtweisen und Wünschen eine echte Mitwirkung ermögliche, sagen Vertreter des Evangelischen Jugendverbandes in Kaiserslautern in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
"Die Kirche muss den Jugendlichen zuhören, ihre Lebenswirklichkeit in den Blick nehmen", sagt Lucas Schwarz (26) aus Otterbach. Wichtig sei es, durch eine gute Jugendarbeit, etwa Freizeiten und Gruppenstunden, Kindern und Jugendlichen einen Weg in die Kirche aufzuzeigen, ergänzt Lisa-Sophie Hoffmann (23) aus Kaiserslautern. Viele junge Menschen kehrten der Kirche den Rücken, auch aufgrund des Missbrauchsskandals.
Immer mehr hätten zur Kirche überhaupt keine Berührungspunkte mehr, berichteten die beiden Mitglieder des Sprecherkreises. Seit dem letzten Schwerpunkttag der Pfälzer Synode zum Thema Jugend im Jahr 2013 habe sich mit Blick auf die Kinder- und Jugendarbeit in der Landeskirche kaum etwas bewegt, kritisiert Schwarz: "Die Kirche ist nicht jugendfreundlich." Die Leitungsgremien auf allen Ebenen ließen junge Menschen das kirchliche Leben "nicht ernsthaft mitgestalten".
Die Kirche müsse ihre Vorstellungen von "Kirche sein" und damit ihre gewachsenen Strukturen grundlegend überdenken und reformieren, appelliert Landesjugendpfarrer Florian Geith. Die Frage der Zukunft sei: "Was brauchen junge Menschen von Kirche, wie kann man sie ansprechen - ohne sie in ihre Strukturen zu pressen?" Dazu benötigten diese freie Räume, in denen sie andere junge Menschen treffen und auch den christlichen Glauben leben und kennenlernen könnten.
Jugendverband erreicht jährlich rund 28.600 Kinder und Jugendliche
Bei der kirchlichen Jugendarbeit müsse es in erster Linie um das Wohl von Kindern und Jugendlichen und nicht um die "Nachwuchsgewinnung" gehen, betont der Landesjugendpfarrer. Er ruft die Landeskirche dazu auf, trotz des Spardrucks die Kinder- und Jugendarbeit in der Fläche sowie das Landesjugendpfarramt in Kaiserslautern als wichtige Koordinierungsstelle zu erhalten.
Über Soziale Medien, möglicherweise auch Tik Tok, wolle die Evangelische Jugend der Pfalz junge Menschen besser erreichen, ergänzt Pressesprecherin Jutta Deutschel. Der Jugendverband erreicht nach eigenen Angaben jährlich rund 28.600 Kinder und Jugendliche in vom Land Rheinland-Pfalz geförderten Maßnahmen. Hinzu kämen Krabbelgruppen, Kinder- und Jugendchöre, wöchentliche Kindergruppen, Kinder- und Jugendgottesdienste.
Die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz beschäftigt sich bei ihrer Frühjahrstagung von 5. bis 8. Juni in Bad Dürkheim mit der Lebensrealität von jungen Menschen, dem Thema Missbrauch sowie dem Reformprozess und der mittelfristigen Finanzplanung der Kirche. Bei einem Schwerpunkttag am 7. Juni werde die Jugend als "verändernde Kraft" in den Blick genommen, teilte die Landeskirche in Speyer mit. Das höchste landeskirchliche Gremium tagt in der protestantischen Jugendbildungsstätte Martin-Butzer-Haus.