Obwohl einige Schulen Bedarf anmeldeten, würden Stellen aus Geldmangel nicht ausgeschrieben, sagte die Wissenschaftlerin. Andere Schulen weigerten sich, islamischen Religionsunterricht anzubieten, weil sie nicht zum Anziehungspunkt für muslimische Schülerinnen und Schüler werden wollten.
In den meisten anderen Bundesländern stagniere die Entwicklung ebenfalls, sagte Abdel-Rahman. In den Ministerien werde sich nicht mehr gekümmert oder sogar blockiert und gebremst. Niedersachsen etwa habe die Stelle der Landeskoordinatorin für den islamischen Religionsunterricht, die sie selbst bis vor einem Jahr innegehabt habe, bislang nicht wiederbesetzt, so die Religionspädagogin. Eine Fachberatung existiere nicht.
Nordrhein-Westfalen erwecke den Anschein, als ob das Land nach Auslaufen des Modellprojekts mit bekenntnisorientiertem Unterricht, der von muslimischen Verbänden verantwortet wird, im kommenden Jahr wieder zum staatlich verantworteten Islamkunde-Unterricht zurückkehren werde. In Bayern werde immer noch nur Islamkunde angeboten, sagte Abdel- Rahman. Die Expertin veranstaltet gemeinsam mit der Evangelischen Akademie Loccum vom 3. bis zum 6. Juni eine Tagung zum islamischen Religionsunterricht.
Da bekenntnisorientierter Religionsunterricht sogar in Artikel 7 des Grundgesetzes verankert ist, empfänden viele Muslime die Situation als diskriminierend, zumal ihre Zahl in Deutschland stetig wachse, betonte Abdel-Rahman. Weil Antisemitismus und muslimischer Rassismus in der Gesellschaft weiter zunähmen, sei der islamische Religionsunterricht wichtiger denn je: "Dort ist der Raum, um all diese Themen zu diskutieren und den Kindern und Jugendlichen Maßstäbe für eine eigene Wertebildung an die Hand zu geben."