Das Scheppern der Rüstungen und der Rhythmus der Trommeln hallt durch den Hof der Kaserne der Schweizergarde im Vatikan. Im Gleichschritt marschieren die 17 Männer hintereinander - unter dem strengen Blick ihrer Ausbilder. Liegt die Hellebarde richtig in der Hand und ragt sie gerade in den Himmel? Sitzen die bunte Galauniform und die Eisenplatten darüber auch richtig? Es wird zurecht gezurrt, korrigiert und erklärt.
Bei dieser Gruppe läuft bei ihrer Probe aber das meiste schon wie vorgeschrieben. Denn am Montag werden 34 Gardisten im Damasushof des Apostolischen Palastes feierlich vereidigt. Die jungen Männer haben sich entschieden, sich in den Dienst des Papstes zu stellen, ihr Staatsoberhaupt und Oberhaupt der katholischen Kirche mit ihrem Leben zu beschützen. Die meisten Rombesucher kennen die Garde, weil sie auch die offiziellen Eingänge zur Vatikanstadt bewachen. Die Schweizer in ihren bunten Uniformen sind damit auch ein beliebtes Fotomotiv.
"Der Papst sagt immer: Wir sind die Visitenkarte für den Vatikan, aber vor allem sind wir auch Boten des Evangeliums auf den Straßen davor", sagt Eliah Cinotti, Sprecher der Päpstlichen Schweizergarde. Eine der strengen Vorgaben für den Dienst in Rom ist, "guten Glaubens" zu sein, also römisch-katholisch. Neben der Schweizer Staatsbürgerschaft muss man außerdem eine Mindestgröße von 1,74 Meter aufweisen und ledig sein. Nach fünf Jahren Dienst ist es erlaubt zu heiraten. Der älteste, der am Montag vereidigt wird, ist 29 Jahre alt, der jüngste 19. 2018 hat Papst Franziskus die Zahl seiner Leibwächter aufgestockt: von 110 auf 135.
"Man braucht Disziplin, Geduld und Glaube"
"Man braucht Disziplin, Geduld und Glaube", sagt Thomas. Der 20-Jährige kommt aus dem Kanton Aargau, ist seit fast einem Jahr in Rom im Dienst. Auch er wird am Montag vereidigt. Der Glaube, sagt er, sei sehr wichtig, schließlich erkläre man sich bereit, die Institution der katholischen Kirche im Ernstfall mit dem eigenen Leben zu beschützen. Thomas steht an diesem Tag in voller Ehrenmontur im Hof der Kaserne. 13 bis 15 Kilogramm wiege die Eisenrüstung, die er über Brust, Rücken und Schultern trägt. "Die tragen wir aber nur zu besonderen Ereignissen, wie zum Segen 'Urbi et Orbi' oder eben jetzt zur Vereidigung", sagt er.
Die Zeit, für die sich die jungen Schweizer mindestens verpflichten, beträgt 26 Monate. Nach den rund zwei Jahren kann der Aufenthalt in Rom verlängert werden. Wenn sich die Männer danach entscheiden, wieder in die Schweiz zurückzukehren, haben sie gute Chancen auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Aufgrund ihrer Ausbildung, der Erfahrung, die sie im Vatikan sammeln konnten, aber auch wegen der ihnen durch diesen Dienst nachgesagten hohen Sozialkompetenz werden sie geschätzt. 20 Prozent würden in Rom bleiben, 80 Prozent gingen nach den 26 Monaten in die Schweiz zurück, sagt Cinotti. Der 20-jährige Thomas hat sich noch nicht entschieden, wie es nach seiner regulären Zeit in Rom weitergehen wird. "Das schaue ich dann, wenn es soweit ist."
Der Dienst in Rom sei sehr abwechslungsreich, sagt Thomas, was absichtlich so organisiert sei. "Abwechslung hilft, dass man keine Routine bekommt." Eingeteilt ist er abwechselnd für den Ordnungsdienst, dafür, Autos einzuweisen, die Eingänge zu bewachen oder Personen zu kontrollieren. "Wir sind nicht hinter den Vatikanmauern verschlossen, wir sehen die Realität", sagt Cinotti, der vor seiner Zeit als Sprecher ebenfalls als Gardist diente.
Aus Sicherheitsgründen könne er keine konkreten Begebenheiten berichten, aber "es gibt viele Menschen, die verzweifelt hierherkommen, weil sie Hilfe suchen. Der Vatikan ist für sie der letzte Ausweg", sagt Cinotti. Gerade deshalb sei auch die psychologische Ausbildung der jungen Männer so wichtig. Etwas schmunzelnd fügt er hinzu, sie träfen auch auf Menschen, die sich für Jesus oder den heiligen Petrus hielten. "Da sagen wir: 'Na ja, vielleicht ist heute nicht der Tag, an dem du Jesus geworden bist.' Mit ein bisschen Humor kann man auch viel erreichen." In den meisten Fällen helfe vor allem eines: Zuhören.