Das Lachen des katholischen Passauer Bischofs Stefan Oster in einem Gottesdienst Anfang April begeisterte Millionen. Das Video, das viral ging, zeigt, wie der Geistliche einen Witz erzählt und dabei selbst immer wieder in herzliches Lachen ausbricht. Im Hintergrund hört man, wie die Gemeinde vom Lachen des Bischofs mitgerissen wird.
Lachen macht nicht nur gute Laune und ist ansteckend, es ist auch gesund. Bis zu 400-mal am Tag lachen Kleinkinder, Erwachsene nur etwa 15- bis 20-mal. "Lachen senkt den Blutdruck, baut Stresshormone ab und stärkt das Immunsystem", sagt Michael Titze aus Tuttlingen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Titze ist Psychologe und Psychotherapeut. Und er ist Experte für therapeutischen Humor, hat unter anderem das Buch "Die heilende Kraft des Lachens" geschrieben.
Lachen ist vergleichbar mit Hochleistungssport. Wenn wir lachen, sind vom Gesicht bis zum Bauch fast 300 verschiedene Muskeln beteiligt. Darunter sind auch die des Tränensacks, was dazu führen kann, dass wir Tränen lachen. Bei einem richtigen Lachanfall pressen die Bauchmuskeln die Luft mit einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde hinaus.
Seit 60 Jahren beschäftigt sich die Wissenschaft inzwischen mit den positiven Auswirkungen des Lachens. 1964 gründete der US-amerikanische Psychiater William F. Fry in Kalifornien sein Institut für Humorforschung und prägte den Begriff der Gelotologie (vom griechischen "gelos" - Gelächter). Ende der 90er Jahre entstand in Indien die sogenannte Lach-Yoga-Bewegung. Der Arzt Madan Kataria wollte damit etwas für die Volksgesundheit tun. Er verband einfache Yoga-Techniken mit Lachübungen und entwickelte daraus eine eigene Methode, die sich zu einer Massenbewegung entwickelt hat. 1998 rief Kataria zudem den Weltlachtag ins Leben, der seitdem jedes Jahr am ersten Sonntag im Mai begangen wird.
Weltweit gibt es laut Michael Titze heute mehr als 10.000 Lach-Clubs, in denen um der Gesundheit und des Wohlbefindens willen gelacht wird. Hinzu kommen unzählige Anbieter des Lach-Yogas. Einer von ihnen ist Patrick Book aus Reutlingen. "Lachen aktiviert die Muskeln und hilft der Psyche, sich zu regulieren", sagt er. Hinzu kommt die Fitness-Komponente: "Wer drei Minuten von Herzen lacht, erzielt etwa den gleichen Trainingseffekt, wie wenn er 15 Minuten joggen würde."
Aber nicht nur auf das eigene physische Wohlbefinden wirkt sich das Lachen aus, sagte Michael Titze, sondern auch auf das gesellschaftliche Miteinander. Wo Menschen lachten, gehe es entspannter zu. Dafür sei es aber nötig, auch über sich selbst lachen zu können, so der Experte. Diese Fähigkeit zur Selbstironie lehre er auch in therapeutischen Zusammenhängen.
Lachen ist gut für die Karriere
"Heitere Menschen sind in der Lage, Alltagsprobleme zu relativieren", sagt Titze. Studien hätten zudem gezeigt, dass heitere Menschen häufiger befördert würden, mehr verdienten und eine bis zu sieben Jahre höhere Lebenserwartung hätten als griesgrämige Zeitgenossen.
Bischof Oster hat mit seinem Witz also nicht nur sich selbst etwas Gutes getan, sondern der gesamten Gemeinde. Auch sein evangelischer Kollege Ernst-Wilhelm Gohl, württembergischer Landesbischof, findet, dass in der Kirche häufiger gelacht werden sollte. "Im Mittelalter war Lachen unter Christen eher verpönt, weil man meinte, dass es dem Ernst des Glaubens zuwiderlaufe", sagt er dem epd. Das habe sich aber gewandelt: "Lachen gilt heute als Ausdruck der Freude und des Dankes für Gottes gute Schöpfung."
Was den Humor angeht, könnten Christen sich einiges von ihren jüdischen Glaubensgeschwistern abschauen, findet Gohl. Deren Witze seien gut und tiefsinnig - und manchmal auch ein Mittel, um die zahlreichen Ärgernisse und Anfeindungen im Leben auszuhalten. Das stärkste Argument fürs Lachen liefert in Gohls Augen aber Gottes Sohn selbst: Jesus habe schließlich auch gelacht, wie das bekannte Weihnachtslied "Stille Nacht" mit dem Vers "Gottes Sohn, oh wie lacht" belege.