Schön glänzen muss sie. Allein das Polieren der großen Tuba braucht mehrere Stunden. Goldgelb, so soll die Riesenröhre zusammen mit anderen Blechblasinstrumenten im Orchester strahlen. Doch zuvor sind Dutzende Teile herzustellen und zu montieren - bis heute fast ausschließlich in Handarbeit.
Im sächsischen Markneukirchen werden die Blech-Kunstwerke seit Mitte des 18. Jahrhunderts hergestellt, seit 2010 unter dem Dach von Buffet Crampon Deutschland. "Musikwinkel" heißt die Gegend im Vogtland um Markneukirchen und Klingenthal. 2014 wurde der dortige Instrumentenbau in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen.
Dass das klingende Blech derzeit so viel Beachtung findet, liegt nicht zuletzt an der Tuba: Sie ist "Instrument des Jahres 2024". Jährlich werden allein in Markneukirchen rund 1.000 Tuben produziert. Instrumente aus dem Vogtland erklingen bei den Berliner Philharmonikern, aber auch in Brassbands und Posaunenchören, wie beim Deutschen Evangelischen Posaunentag vom 3. bis 5. Mai in Hamburg.
Die Werkstatt für Blechblasinstrumente liegt unspektakulär in einem Gewerbegebiet am Rand der Stadt. Drinnen geht es laut zu: Es wird gehämmert, gelötet und geschweißt. Die Arbeiten sind aufwändig und kunstvoll. Werkleiter Roger Schneidenbach kennt alle Schritte genau: "Zuerst muss das Schallstück hergestellt werden", erklärt er. Dafür schneiden die Instrumentenbauer ein Stück Blech aus und falten es, es wird verzahnt und verlötet, schließlich in Form gebracht - eine hohe Kunst. Verwendet wird Messingblech oder auch Goldmessing.
Die Tuba, besonders kompliziert zu bauen
Eine Tuba braucht zudem verschieden große Bögen, Ventile und zahlreiche weitere Einzelteile. In der Herstellung sei sie eines der kompliziertesten Instrumente, sagt Schneidenbach. Bis ein Instrument ganz fertig ist, waren etwa 15 Mitarbeiter damit beschäftigt.
In der Werkstatt werden außerdem Hörner, Cornette, Trompeten und Posaunen gebaut. Die Preise lägen zwischen etwa 7.000 und bis zu 28.000 Euro, sagt der Verkaufsleiter von Buffet Crampon Deutschland, Volkmar Kühnle. Hauptsitz des Unternehmens ist das französische Mantes-la-Ville nahe Paris. Aktuell werde an einer Tuba für kleinere Hände gearbeitet, erzählt Kühnle. Die Initiative gehe auf den Wunsch einer Tubaspielerin zurück. Das Instrument sei ergonomischer, was auch Männern beim Spiel helfen werde.
Standard-Instrumente seien in ein bis zwei Monaten zu haben, eine Sonderanfertigung dauere etwa ein Jahr. Stolz ist die Firma auf den Nachwuchs: Derzeit beginnen in Markneukirchen pro Jahr bis zu zwölf junge Menschen die dreijährige Ausbildung zum Holzblas- oder Blechblasinstrumentenmacher.
Der Musikinstrumentenbau hat im Vogtland eine lange Tradition. 1677 schlossen sich aus Böhmen geflohene Geigenbauer zu einer Innung zusammen - seither werden im südwestlichsten Zipfel Sachsens an der Grenze zu Tschechien Instrumente hergestellt. Heute sind es neben Streich- und Blasinstrumenten auch Zupf-, Schlag- und Harmonika-Instrumente sowie Streicher-Bögen und Zubehör. Jährlich findet ein internationaler Wettbewerb auf wechselnden Instrumenten statt. In diesem Jahr stehen Oboe und Posaune im Fokus.
In der Fertigungshalle in Markneukirchen werden unterdessen neue Riesentrichter für die Tuba geformt. Bis die Mitarbeiter ein weiteres Instrument reinigen, lackieren und mit Wachs und Öl polieren können, werden in der Regel ein bis zwei Wochen vergehen. Aber dann wird es goldgelb glänzen, wie es sich für eine Tuba gehört.