Bunt gefärbte oder bemalte Hühner- und Schokoladen-Eier gehören heute selbstverständlich zum Osterfest dazu. Doch es gab Zeiten, da wurden "echte" Eier sowie Eier aus Ton, Gips oder Emaille Verstorbenen mit in den Sarg gelegt. Und so kam es, dass vor etwa 40 Jahren auf einem Friedhof in Güstrow (Landkreis Rostock) bei der Aufhebung von Erbbegräbnissen neben Lorbeerkränzen, Myrtenstrauß oder Blütenblättern vereinzelt auch Hühnereier und Gipseier in Särgen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckt wurden.
Vermutlich dienten sie als Symbol für die christliche Hoffnung auf Auferstehung und neues Leben. "Eier als Grabbeigaben sind bereits im Altertum geläufig", sagt der Kirchengeschichtler Ulrich Volp von der Universität Mainz. In Worms sei beispielsweise im Jahr 1879 ein ins 4. Jahrhundert zu datierendes Mädchengrab mit kunstvoll bemalten Gänseeiern und einer konstantinischen Münze dokumentiert worden. Im Mittelalter seien Eier allegorisch als Zeichen der Auferstehung gedeutet worden, "weshalb sie als Grabbeigaben im 10. bis 12. Jahrhundert recht verbreitet sind", erklärt Professor Volp.
"Jedenfalls deutet einiges darauf hin, dass es christliche Vorstellungen und keine Ortstraditionen sind, die für Belege dieser Praxis von Ägypten über Russland bis Spanien und Skandinavien (Gotland) sorgten." Seit dieser Zeit fänden sich nicht nur "echte" Eier als Grabbeigaben, sondern auch solche aus Ton oder Emaille, sagt Volp. Die größte Funddichte sei nach seiner Kenntnis in westslawischen Gebieten (heutiges Polen) nachgewiesen. Es gebe aber auch einen signifikanten Fund aus dem 11. Jahrhundert in Neuendorf bei Brandenburg.
Dabei sei in der Bibel über die Bestattung Jesu, an dessen Auferstehung von den Toten Christen zu Ostern erinnern, nur von Leinentüchern die Rede, in die der Leichnam gewickelt wurde, erklärt der evangelische Theologieprofessor Christfried Böttrich von der Universität Greifswald. Sowie von Myrrhe, Aloe und Kräuterölen für die Versorgung des toten Körpers. Aber nicht von Grabbeigaben.
Laut Böttrich waren Grabbeigaben vor allem in Ägypten, Babylonien und Kanaan üblich. Sie hätten der Ausstattung und Versorgung des Toten auf dem Weg in die "Jenseitswelt" gedient.
In Israel und entsprechend im frühen Christentum habe es diese Vorstellung nicht gegeben. "Der Tote bedarf in der 'Jenseitswelt' keiner Versorgung, wie in den altorientalischen Religionen." Das "Leben bei Gott" sei keine Verlängerung des irdischen Lebens. "Vielmehr eröffnet die Auferstehung etwas unvorstellbar Neues, das der Zeitlichkeit nicht mehr unterliegt." Heute dürften Eier als Grabbeigabe in Deutschland vermutlich eher nicht mehr vorkommen.
Im Zuge der Individualisierung der Bestattungs-, Abschieds- und Trauerkultur machten Grabbeigaben für immer mehr Menschen nur dann Sinn, "wenn sie in irgendeiner Form das Leben der Verstorbenen und/oder die Verbindung zwischen Angehörigen und Verstorbenen spiegeln", sagt Simon Walter, Kulturbeauftragter des Bundesverbandes Deutscher Bestatter. Gerne mitgegeben werden den Verstorbenen nach Walters Angaben persönliche Erinnerungsgegenstände, wie etwa Kleidung, Schmuck und Bücher, oder selbst gestaltete Grüße in Form von Briefen oder Bildern.